Dachdeckerei: Wie sich der Dachdecker-Familienbetrieb Stapelfeldt aus Alling bei München in die Solarwelt aufmacht

Das Team des Dachhandwerksbetriebs Stapelfeldt in Aktion und in luftiger Höhe auf den Dächern der Reihenhäuser im Schurrweg in München-Pasing  (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)

Die Aussicht, die Philip Stapelfeldt in einigen Metern Höhe genießen könnte, hat es in sich. Durch ein paar Quellwolken ist der Himmel über ihm blau-weiß und damit fast schon kitschig bayerisch, der Blick geht in den Süden Münchens, Richtung Alpen. Anfangs, an den ersten Tagen auf dem Dach, hat der Dachdecker den Ausblick auch kurz genossen, doch jetzt hat er nur noch Augen für die schwarzen Ziegel vor sich, die anders sind als jene, die er normalerweise auf den Dächern in und rund um München eindeckt.

Wir befinden uns im Schurrweg im Münchner Stadtteil Pasing, im Südwesten der bayerischen Landeshauptstadt. Hier setzen Philip Stapelfeldt und sein achtköpfiges Dachdeckerei-Team ein spezielles Projekt um. Im Innenhof werden gleich sieben Reihenhausdächer mit Solardachziegeln eingedeckt, insgesamt sind es acht, die Teil der energetischen Sanierung im Schurrweg sind. Gestartet wurde das Projekt am 16. Februar, als der große Kran im Innenhof platziert wurde. Dann wuchs die Baustelle Stück für Stück, am Ende umfasste sie 21* Gewerke. Anfang April, kurz vor Ostern, waren die ersten Dächer fertig gedeckt. Der Betrieb von Philip Stapelfeldt, der auf Dachsanierungen spezialisiert ist, betrat dabei Neuland: Erstmals verlegte sein Team Solardachziegel.

Zoomen

Normalerweise quer übers Dach verteilt: Hier stellt sich das komplette Team der Dachdeckerei Stapelfeldt fürs Gruppenfoto zusammen (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)

Dachdeckerei in zweiter Generation

Gegründet wurde die Stapelfeldt Spenglerei & Bedachung im Jahr 1987 von Ralph Stapelfeldt, Philips Vater. Sie hat heute noch ihren Sitz in Alling, nur 14 Kilometer westlich vom Projekt im Schurrweg. 2005 begann Philip Stapelfeldt seine Lehre im väterlichen Betrieb und absolvierte auch seine drei Gesellenjahre dort, um den Vater zu unterstützen. Der war darüber sehr froh, denn zu jener Zeit bestand der Betrieb nur aus Vater und Sohn. 

2013 schloss Philip Stapelfeldt seine Meisterprüfung ab und ein Jahr später wurde das Unternehmen in eine GmbH & Co. KG umgewandelt. Philip Stapelfeldt stieg dadurch an der Seite seines Vaters zum Geschäftsführer auf. In dieser Phase tat sich im Betrieb nicht nur aufgrund der Umstellung zu einer neuen Rechtsform einiges, denn 2015 begann auch Philips jüngerer Bruder Florian seine Lehre im Familienunternehmen. 2021, als auch er sich Meister nennen durfte, stieg auch er zum Geschäftsführer auf. Nun kontrollierten die beiden Brüder die Geschicke des Unternehmens, Vater Ralph schied aus der Geschäftsführung aus, blieb dem Betrieb aber als Angestellter erhalten. Der Senior kümmert sich immer noch um kleinere Projekte, wie etwa den Kundendienst. Und um Aufgaben, die „körperlich nicht so anstrengend sind“, erklärt Philip Stapelfeldt. Das Familienunternehmen komplettiert Mutter Angelika, die im Büro tätig ist. Und auch da steht bereits die nächste Generation bereit: Philip Stapelfeldt lässt durchklingen, dass zukünftig seine Frau Svenja die Aufgaben seiner Mutter übernehmen wird. 

Zoomen

Kopf der Dachdeckerei: Philip Stapelfeldt kennt die Vor- und Nachteile seines Jobs sehr gut und freut sich heute über seine Entscheidung, den Familienbetrieb zu führen (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)

Dass ein Familienbetrieb Vor- und Nachteile mit sich bringt, hat Philip Stapelfeldt von klein auf mitbekommen. Deshalb hat er sich auch viel Zeit gelassen, um seine Entscheidung, in den Betrieb einzusteigen, zu fällen. Erst sechs Monate, bevor er seine Lehre begann, entschloss er sich zu diesem Schritt. Seine Skepsis hatte damit zu tun, dass er auch die „Schattenseiten“, wie er sie nennt, mitbekommen hatte: lange Arbeitszeiten, viel Arbeit im Sommer, dem Wetter ausgesetzt  sein. Er wog viele Faktoren ab – und ist heute sehr froh, sich für den Eintritt in den Betrieb entschlossen zu haben. „Die Entscheidung war absolut die richtige“, betont er. Daran konnten auch ein paar kleinere Diskussionen mit seinem Vater nichts ändern. Für ihn überwiegen eindeutig die Vorteile einer Arbeit in einem Familienbetrieb: „Man kann sich voll aufeinander verlassen und zieht an einem Strang“, erklärt er. Zwischen seinem Bruder Florian und ihm sei es sehr harmonisch, erzählt er, „wir haben beide die gleichen Ansichten.“ Noch besteht der Arbeitsalltag für den Allinger Betrieb aus dem Abdecken alter Dächer, der Dämmung in verschiedenen Varianten, dem Einlatten und Einbau der Dachfenster sowie dem Eindecken mit Ziegeln. Klassische Dachdeckerei-Arbeit, wie sie seit Jahrzehnten betrieben wird.

Zoomen

In diesen Wochen betritt die Dachdeckerei Stapelfeldt Neuland: Zum ersten Mal deckt sie ein Dach nicht mit herkömmlichen Dachpfannen, sondern mit Solardachziegeln (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)

„Das ist die Zukunft“: Die Transformation einer Dachdeckerei

Doch das könnte sich in Zukunft ändern, denn die Transformation des Familienbetriebs, die durch die Energiewende angeschoben wird, ist bereits im Gange. Diese Transformation werde „grundsätzlich von allen Seiten an uns herangetragen“, erzählt Philip Stapelfeldt. Auch Händler bieten Solar-Schulungen für Dachdecker:innen, Spengler:innen und Zimmermänner sowie Frauen, sprich die drei Dachgewerke, an, während Solateure diese Arbeit teils ungeschult offerieren, erzählt er.

Sein Betrieb kann sich nicht über mangelnde Aufträge beklagen„Wir sind immer ein bisschen am Rudern." Darum hat Philip Stapelfeldt nicht die Zeit, sich ins Büro zurückzuziehen und sich groß Gedanken über die zukünftige Ausrichtung des Familienunternehmens zu machen, wie es bei großen Unternehmen der Fall ist. Auf den Baustellen wie hier am Schurrweg ist er eine zentrale Figur auf dem Dach. „Bei uns ist sehr viel einfach machen“, erklärt er. Die immer präsenter werdende Energiewende hat ihm als Geschäftsführer eines Familienbetriebs also Anschub gegeben. Der Weg, auf den sich seine Dachdeckerei durch das Solardachziegel-Projekt gemacht hat, überzeugt Stapelfeldt voll und ganz: „Wir sehen, dass das die Zukunft ist.“ Noch sei es bei weitem nicht das Kerngeschäft, aber in Zukunft werde es „sicher noch viel mehr Raum“ einnehmen, sagt er. „Darauf freuen wir uns.“ 

Zoomen

Dachdeckerei Stapelfeldt beim Verlegen von Solardachziegeln auf den Dächern in München-Pasing  - für den Betrieb noch nicht das Kerngeschäft, aber die Zukunft (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)

Es ist Anfang April, die Sonne scheint über Pasing. Philip Stapelfeldt entledigt sich auf einem der Dächer im Schurrweg seiner Jacke, so angenehm ist die Sonneneinstrahlung bereits. Am Tag davor hat es noch geschneit – typisches April-Wetter. Neben ihm steht sein Bruder Florian und reicht ihm die Solardachziegel, die er einen nach dem anderen eindeckt. 41 Zentimeter lang und 26,5 breit ist ein Ziegel, das Solarpanel darauf misst 34 mal 21 Zentimeter. Immer zwei Ziegel werden an einer Buchse der Verkabelung, die an der Holzlattung entlangläuft, eingesteckt. Den ersten Ziegel deckt man ein und steckt ihn dann an, der zweite wird zuerst angesteckt und überdeckt dann den ersten.

Diese Art der Verlegung ist ein Unterschied zum Verlegen normaler Ziegel. Durch das Anstecken dauere es etwas länger, erklärt Philip Stapelfeldt, „aber es ist nicht so viel mehr Aufwand“, wie er am Anfang gedacht hatte. Sein Fazit, das er lächelnd zieht: „Es ist nicht der Flug zum Mond.“ Das Verlegen der Solardachziegel bringt dennoch neue Herausforderungen für die Dachdecker:innen mit sich. „Man muss behutsamer und langsamer arbeiten, kann nicht ganz so auf die Fläche draufsteigen, wie man es gewohnt ist“, erklärt Stapelfeldt. Das liegt daran, dass die Solardachziegel durch die Solarpanels an der Oberfläche viel rutschiger als normale Ziegel sind und man nicht auf jeden Stecker, die über das Dach verteilt sind, „drauftreten will.“

Zoomen

Die Solardachziegel bilden eine glatte Dachfläche - das ist erstmal ungewohnt für die Dachdecker, aber dennoch können sie drauftreten (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)

Die Vorsicht hat auch mit dem „gehörigen“ preislichen Unterschied zwischen einem normalen Ziegel und einem Solardachziegel zu tun, der sich laut Stapelfeldt im Bereich des Zehn- bis Zwanzigfachen bewegt. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Solardachziegel nicht bei Regen gedeckt werden dürfen, da sonst Feuchtigkeit mit eingebaut würde. Das wird einem bereits im Innenhof klar, wo vor kurzem noch Baustellen-Container voll mit jenen alten Ziegeln standen, die vor dem Sanierungsprojekt auf den Dächern lagen. Jetzt aber stehen die Solardachziegel von Autarq und Jacobi-Walther für alle acht Dächer des Projekts im Innenhof und auf den noch mit Folie verpackten Solardachziegeln ist unübersehbar zu lesen: „Keine Verarbeitung bei Regen.“

Den größten Mehraufwand am Schurrweg bescheren den Dachdecker:innen aber nicht die Solardachziegel, sondern die wasserdichte Unterbahn. Eine normale Dachbahn würde laut Stapelfeldt hochgeschlagen, in den Ecken eingeschnitten und mit dem Klebeband abgeklebt werden. Fertig. Die wasserdichte Unterbahn muss von Stapelfeldt und Co. über die Konterlatte gezogen werden und „das ist aufwändig", erklärt er. Die reine Deckarbeit sei verglichen mit den Unterdach-Arbeiten, bei denen speziell an den Dachfenstern und Kaminen sehr präzise, auch mit einem Föhn, gearbeitet werden muss, „ein Klacks“. 

Zoomen

Hier sieht man die wasserdichten Unterbahnen, die bereits von den Dachdeckern über der Dämmung installiert wurden (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)

Dachdeckerei: Wetter ist auch am Schurrweg ein Faktor

Neu ist für die Stapelfeldts im Schurrweg nicht nur die Verlegung der Solardachziegel. Zum Einsatz kommt auf der Baustelle nämlich nicht der klassische Balkenterminplan, sondern ein Steckplan nach dem Lean-Prinzip. Dieses wurde aus der Auto-Industrie adaptiert. Ziel einer Lean-Baustelle ist es, dass nicht mehr jedes Gewerk einzeln betrachtet wird, sondern die Gewerke ineinander fließen und gemeinsam einen unterbrechungsfreien Prozessfluss bilden, da sie auf der Baustelle voneinander abhängig sind. Die Taktplanung soll für Prozessstabilität sorgen.

Architektin und Bauleiterin Irmengard Berner, die auch eine der Bauherr:innen ist, spricht von einem „anderen Miteinander“, das durch den gesteckten Taktplan auf der Baustelle herrsche. „Die Vorarbeiter sind dadurch auf Augenhöhe“, erklärt sie, nicht sie als Architektin gebe den Zeitplan vor und alle haben sich danach zu richten. Potentielle Konflikte, die auf einer Baustelle dieser Größenordnung immer mal zwischen den unterschiedlichen Gewerken entstehen können, würden so frühzeitig erkannt und vermieden. Der Terminplan werde durch dieses Prinzip visuell, sagt Berner.

Zoomen

Der Steckplan der Bauleiterin und Architektin Irmengard Berner in der Garage, dem Treffpunkt der Handwerker:innen, sorgt für einen Überblick über die anstehenden Arbeitsschritte (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)

Stapelfeldt bezeichnet die Lean-Baustelle als „Bereicherung“, denn die alten Baustellenpläne würden oft nach einer Woche schon nicht mehr stimmen, weil beispielsweise das Wetter immer wieder für Verzögerungen sorgt – wie ja auch am Schurrweg. Er schätzt auch den „Gesamtüberblick“, den man durch den Steckplan auf die anderen Gewerke habe. Die Verschiebungen durch das Wetter kann aber auch das Lean-Prinzip nicht verhindern, „man steckt schon auch viele Karten wieder um“, erklärt er.


Zentrales Element der Lean-Baustelle am Schurrweg ist die Stecktafel in der Garage eines Bauherrn, die leer stand und so zu einem Aufenthaltsraum für alle Projektbeteiligten umfunktioniert wurde. Dort gibt es nicht nur Kaffee, Milch und manchmal auch selbstgemachten Kuchen für die Arbeitenden, sondern da finden auch die morgendlichen Besprechungen um 8 Uhr statt – und dort hängt die Stecktafel, an der alle Arbeitsprozesse für alle Handwerker:innen und Gewerke abzulesen sind. Jedes Gewerk hat Kärtchen in unterschiedlichen Farben, die nach Wochentag und Haus geordnet sind – und jederzeit umgesteckt werden können, wenn sich etwas am geplanten Ablauf verändert.

Zoomen

Philip Stapelfeldt wirft immer wieder einen prüfenden und auch zufriedenen Blick auf die bereits verlegten Solardachziegel auf dem Dach im Münchner Schurrweg (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)

Neben Essen und Trinken, das zwischen Kabelrollen und 25-Kilogramm-Dachdeckermörtel-Säcken auf einer Bierbank angerichtet ist, befindet sich auch ein Heizstrahler in der Garage, der von den Handwerker:innen speziell bei den Wetterkapriolen gerne in Anspruch genommen wurde. Anders als auf anderen Baustellen, bei denen die Handwerker:innen sich in ihren Pausen meist ins Auto setzen müssen, können sie sich am Schurrweg hier zurückziehen. Das sei ein „Luxus“, betont Philip Stapelfeldt – und eine zusätzliche Motivation für das spezielle Sanierungs-Projekt am Münchner Schurrweg.

Erfahre mehr über die Dachsanierung im Münchner Schurrweg:

Dachsanierung Photovoltaik: Erlebe die Erneuerung von sieben Dächern in München
Übersicht über das Dachsanierungsprojekt - Entscheidung, Planung, Ablauf

Dachsanierung in München: „Die Energiewende beginnt im Kopf“
Interview mit der Eigentümerin, Bauleiterin und Architektin Irmengard Berner über ihr Herzensprojekt

Dachdeckerei: Wie sich der Dachdecker-Familienbetrieb Stapelfeldt aus Alling bei München in die Solarwelt aufmacht
Wir sind auf der Baustelle, sprechen und begleiten die Dachdecker bei der Verlegung der Solardachziegel

Jede Dachsanierung beginnt mit dem Abriss des alten Dachbelags
Dachsanierung München: Videoclip zum Abriss

Dämmung und Unterdach sorgen für Wärme und Trockenheit
Dachsanierung München: Videoclip zum Bau des Unterdaches

Zoomen

* In der ursprünglichen Version des Artikels haben wir eine nicht korrekte Anzahl Gewerke genannt. Dies haben wir korrigiert (23.07.2023) 

Konfigurator

Finde heraus, wie viel deines Strombedarfs du mit einem Autarq Solardach decken kannst und etwa wie viel es kosten wird.

Zum Konfigurator
05_2880x2880_GER.webp