Dachsanierung vorher und nachher: Es ist geschafft - das sind die Erlebnisse der Beteiligten
Architektin Irmengard Berner und Dachdecker Philip Stapelfeldt freuen sich über die erfolgreichen Arbeiten am Schurrweg. (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)
Wochenlang ist am Schurrweg in München-Pasing kräftig gearbeitet worden - und nun ist der erste Teil der Dachsanierung geschafft. Für alle Beteiligten ein Grund zur Freude - und ein guter Grund, um zurückzublicken, was sie dabei so alles erlebt und daraus gelernt haben.
Irmengard Berner ist froh. Froh, dass das Dachsanierungsprojekt am Schurrweg so gut funktioniert hat. Und froh, dass sich in der Nachbarschaft rumspricht, was da mit den Solardachziegeln auf die Dächer gekommen ist. Immer wieder klingeln Anwohner aus den angrenzenden Höfen im Münchner Westen und wollen mehr darüber wissen, berichtet sie. „Die nächsten wachen auf“, sagt sie – und dabei schwingt auch ein kleines bisschen Stolz mit. Denn das Projekt am Schurrweg im Münchner Stadtteil Pasing ist nicht nur eine energetische Sanierung, sondern auch ein Beitrag zur Energiewende. Berner ist dreifach in das Projekt involviert: als Architektin, als Bauherr:in und als Eigentümer:in. Sie freut sich darüber, dass nach wochenlangen Arbeiten ihre mit den Solardachziegeln gedeckte Dachfläche nun glänzt. „Beeindruckend schön“ schaue das aus, findet sie. Auch Florian Stapelfeldt, der leitende Dachdecker sei stolz auf das erste Dach, erzählt sie Anfang April, als ihr Dach als eines der ersten fertig war.
Dachdecker: Philip Stapelfeldt war positiv überrascht
Philip Stapelfeldt (links) und sein Bruder Florian auf einem der Dächer am Schurrweg. (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)
Für Philip Stapelfeldt, seinen Bruder Florian und ihre Dachdecker-Crew waren die letzten Tage vor Ostern genau deshalb speziell. Zum einen wurde das Wetter immer besser, wodurch sie sich auf dem Dach nicht nur ihrer Jacken entledigen, sondern auch zu den Sonnenbrillen greifen konnten. Vor allem aber, da sie da die ersten Dächer am Schurrweg vollendeten – und damit die ersten Solardachziegel-Verlegungen in der mehr als 30-jährigen Geschichte des Familienbetriebs, den ihr Vater in den 1980er Jahren gegründet hatte. Philip Stapelfeldt war positiv überrascht, dass das Verlegen der Solardachziegel „nicht so viel anders“ als das normale Dachdecken sei. „Man steckt erst einen Stecker ein und deckt dann den Ziegel ein“, erklärte er auf dem Dach. Die Vorgehensweise sei etwas behutsamer als bei normalen Ziegeln und man arbeite etwas langsamer, aber das war es eigentlich schon mit den Unterschieden. „Wenn es regnet, können wir nicht verlegen“, erklärt Philip Stapelfeldt noch. Aber dieses Problem löste rund um Ostern ja die Sonne.
Fast schon vergessen ist für Berner ob des „Meilenstein-Dachs“, dass Regen und ein paar Schneeflocken „uns zwei Wochen Zeit gekostet haben“ und dass im Zuge der Sanierung auch Teile geliefert wurden, die nicht bestellt und nicht gebraucht wurden. Oder dass die Kaffeemaschine in der zum Aufenthaltsort für alle Handwerker:innen umfunktionierten Garage „geschrottet“ wurde, wie sie lächelnd erzählt. Längst steht dort eine neue. Zwei Anwohner:innen wären noch im laufenden Projekt gerne eingestiegen, was laut Berner aber nicht mehr möglich war, da alles schon durchgetaktet war und man die dafür nötigen Materialien nicht mehr so schnell auftreiben hätte können. Warum diese zwei nicht von Anfang an mit dabei waren, erklärt sich Berner durch eine „gewisse Unsicherheit“, die bei vielen bei diesem Thema zu spüren sei.
Irmengard Berner ist Architektin, Eigentümerin und Bauherrin beim Projekt am Schurrweg. (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)
Eigentümerin Winklmeier ist sogar der Kran ans Herz gewachsen
Sabine Winklmeier ist eine der Eigentümer:innen, die den Solardachziegeln anfangs skeptisch gegenüberstand. Sie wollte eigentlich Solarthermie auf dem Dach haben, weil sie im Keller einen 600 Liter fassenden Speicher stehen hat, den sie liebevoll „meine Raumstation“ nennt. Und sie hatte Sorgen wegen des Stroms auf dem Dach. Das Umdenken trat bei ihr ein, als ihr klar wurde, dass auf ihrem Dach nur Platz für drei Quadratmeter Solarthermie ist und sie damit nur Warmwasser bekommen könne, mehr nicht. „Überzeugt hat mich Frau Berner dann mit der Dach integrierten Anlage“, erzählt sie. Dadurch bekam sie die Möglichkeit, den geringeren Wirkungsgrad der Solardachziegel über eine deutlich größere Fläche auszugleichen. Ein Heizschwert im Speicher ermöglicht ihr nun auch die Warmwassergewinnung über den auf ihrem Dach produzierten Strom. Sie freut sich bereits auf das „durch die Sonne“ erwärmte Wasser. Selbst der große Kran im Innenhof, der ihr anfangs „gruselig“ war, ist ihr ans Herz gewachsen. Sie würde ihn mittlerweile sogar gerne behalten, denn sie findet ihn „sehr meditativ“, erzählt sie lächelnd.
Gisela Schwarz wohnt seit 36 Jahren in einem der nun sanierten Häuser im Schurrweg – und sie war von Anfang an begeistert: von der neuen grünen Technologie auf ihrem Dach und von den jungen Handwerker:innen, die die Arbeiten erledigt haben. „Es geht allen um eine Sache, jeder bringt sich ein“, berichtet sie freudig. Und sie ist nicht die einzige, der es so geht. Der Kaminkehrer von den Häusern nebenan sei so begeistert von den Solardachziegeln, dass er bei sich zuhause auch solche verlegen lassen möchte, erzählt sie. Schwarz hat ein Gespür für Themen wie die Energiewende, sie ist seit 1990 Mitglied bei Greenpeace und war anfangs „traurig“, dass sich von den 21 Häuschen im Block nur sieben für die Sanierung „mitreißen“ ließen. Doch dieses Gefühl wich schnell der Freude und Begeisterung, als die Arbeiten losgingen. „Diese Möglichkeit zu haben, ist ganz wunderbar“, schwärmt sie. Schwarz, die sich eigentlich eher als „Einzelkämpferin“ bezeichnet, hat durch die Sanierung gelernt, dass das Umsetzen eines solchen Projektes „nur im Miteinander funktioniert“.
Matthias Rettermayer: die niederbayerische Seele des Projekts
Matthias Rettermayer vom Dachziegelhersteller Jacobi-Walther hat einiges dazu beigetragen, dieses Miteinander zu ermöglichen. Er war ganz zu Beginn auf der Baustelle, als die Arbeiten noch nicht begonnen hatten. Seitdem hat er nichts mehr gehört, was er als gutes Zeichen wertet. „Wenn keiner anruft, dann läuft es“, erklärt er. Er hat sich frühzeitig dafür eingesetzt, dass genügend Ziegel für das Projekt am Schurrweg reserviert wurden – sehr zur Freude von Irmengard Berner. Rettermayer sei mit seiner ruhigen niederbayerischen Art eine wichtige Figur gewesen, erzählt die Architektin. Durch die frühzeitige Bestellung der Ziegel waren die Bauherr:innen auch von den ständigen Preiserhöhungen nicht betroffen. „Er hat das auf seine Schultern genommen“, lobt Berner.
Rettermayer findet die Lösung mit Solardachziegeln besonders dann sehr interessant, wenn Dächer durch Kamine, Dachfenster und Gauben zerklüftet sind. Dann könne man damit die Fläche gut belegen, erklärt er und dabei „wie einen Rahmen für ein Puzzle“ schaffen.
So sieht es aus auf einem der fertigen Dächer am Schurrweg aus (Foto: Franz Kimmel)
Jürgen Franz: PV-Anlagen haben “immer einen Mehrwert”
Jürgen Franz war schon in die Planung des Projekts involviert und unterstützte die Architektin Irmengard Berner früh. „Je besser wir planen, desto einfacher haben es die Handwerker“, sagt der technische Fachberater der Firma Würth, die für die wasserdichte Unterdachbahn zuständig war. Dieses war speziell für die Dachdecker eine Herausforderung und sorgte für jede Menge Aufwand, weil die Plane an allen Dachlatten geklebt und geföhnt werden musste – und das besonders bei Ecken und Kanten rund um die Dachfenster und Kamine aufwändig war. Für Franz ist das nichts Neues, die Handwerker:innen müssten sich damit erst einmal vertraut machen. Aber eine gute Kommunikation und Steuerung machen das problemlos möglich, sagt er. PV-Anlagen haben seiner Meinung nach „immer einen Mehrwert“. Das Projekt am Schurrweg zeige, „dass man nicht immer gleich die Abrissbirne nehmen muss“, sondern Bestandsgebäude auch erhalten kann, indem man sie saniert und optimiert. Damit trage man seinen Teil zur Nachhaltigkeit bei – und dieses Thema wird seiner Meinung nach in Zukunft einen immer größeren Stellenwert bekommen.
Erste Verkabelung von PV-Ziegeln für Elektro Schröck
Für Lukas Heinz war die Sanierung am Schurrweg das erste PV-Projekt – und nicht nur für ihn. Auch die Firma Elektro Schröck, für die er arbeitet, hat das erste Mal PV-Ziegel verkabelt. Das Thema interessiert ihn privat aber schon länger, wodurch er das Projekt in die Kategorie „spannend“ einordnet. Heinz rät Menschen, die sich auch mit dieser Variante der Sanierung auseinandersetzen, dasselbe, wie fast alle Projektbeteiligten: Es ist grundsätzlich „natürlich zu machen“. Heinz ist sich aber bewusst, dass eine solche Sanierung auch „kostenintensiv“ ist, weshalb er dazu rät, sich gut zu informieren und gewisse Dinge in Eigenleistung abzuwickeln. Mit Blick auf sein Metier sagt er: „Finger weg vom Elektroanschluss, da sollten seiner Meinung nach Profis ran.”
Dämmung: Solardachziegel seien “zukunftsweisend”
Günter Veitenhansl, Projektmanager der Firma Linzmeier, die für die Dachdämmung verantwortlich war, musste am Schurrweg erst ein Anlieferungsproblem lösen, da die Zufahrt für den großen LKW etwas zu klein war. Das wurde aber schnell geregelt, denn die Dämmung wurde ans Händlerlager geliefert, wo sich die Dachdeckerei Stapelfeldt direkt bedienen konnte. Die Dämmung sei generell sehr wichtig, sagt er, „sowohl als Wärmeschutz im Winter, als auch im Sommer“. Dass am Schurrweg jetzt über der Dämmung Solardachziegel verlegt sind, findet er „zukunftsweisend“.
Filmcrew: Ad-Drazi findet die Solardachziegel “ein bisschen funky”
Die Filmcrew im Einsatz. (Foto: Franz Kimmel)
Andreas Ed-Drazi von der Filmcrew, die das Projekt am Schurrweg begleitete, war erstaunt, als er die Solardachziegel zum ersten Mal sah. Er hatte sie sich komplizierter vorgestellt, stattdessen sei es eine „simple Lösung“, die da zur Anwendung komme, sagt er – und „ein bisschen funky“ sehen sie laut ihm auch aus. Ed-Drazi mag zudem die Textur der Solardachziegel. Und er findet gut, was diese ermöglichen: „Mit ein paar Handgriffen mehr bei der Verlegung bekommt man auf dem Eigenheimdach grünen Strom. Das ist sehr cool.“ Ed-Drazi, der „immer gerne“ auf der Baustelle war, da er sich gerade mit den Dachdeckern gut verstand, bekommt es bei Videodrehs immer wieder mit speziellen Locations zu tun. Am Schurrweg genoss er durch das Dachsanierungsprojekt aber einen Ausblick, den nur wenige hatten und der auch für ihn nicht alltäglich ist: Ganz oben auf dem 30 Meter hohen Kran befestigte er GoPro-Kameras, die den Verlauf des Projektes wochenlang begleiteten.
Wer weiß, ob es in den luftigen Kranhöhen noch meditativer für Sabine Winklmeier wäre. Eines weiß sie aber mit Sicherheit: All jene, die Interesse an einer Dachsanierung haben, sollten Neuem gegenüber offen bleiben – und sich bei Fachleuten informieren, um Vorurteile, wie beispielsweise jenes, dass Strom auf dem Dach die Wahrscheinlichkeit für Brände erhöht, frühzeitig auszuräumen. Denn statistisch gesehen ist ein Brandfall durch eine Photovoltaikanlage äußerst selten: Laut Heribert Schmidt, Projektleiter am Fraunhofer Institut, verursachen nur 0,006 Prozent aller installierten Solaranlagen einen Brand. Die Solardachziegel von Autarq sind sogar als sogenannte “Harte Bedachung, nicht brennbar” nach EN 13501-5 klassifiziert. Dieses Wissen tut gut, im Mai soll auch Winklmeiers Dach fertig sein. „Ich freue mich“, sagt sie – und drückt damit das aus, was alle Bauherr:innen bei diesem Projekt vereint.
Die Sanierung von sieben Dächern in drei Minuten als Zeitraffer-Video.
Erfahre in unseren Videos mehr über die Dachsanierung im Münchner Schurrweg:
Jede Dachsanierung beginnt mit dem Abriss des alten Dachbelags
Dachsanierung München: Videoclip zum Abriss
Dämmung und Unterdach sorgen für Wärme und Trockenheit
Dachsanierung München: Videoclip zum Bau des Unterdaches