Niedrigenergiehäuser: viel Energie, wenig Verbrauch
Wenige Fenster, durch die Wärme entweichen kann, Solardachziegel mit Technologie von Autarq und eine nachhaltige Gebäudehülle: Dieses beeindruckende Haus in Weiterstadt zählt sicher zu den Niedrigenergiehäusern (Foto: Susanne Buchholz)
Niedrigenergiehäuser sind die Zukunft des nachhaltigen Bauens und Wohnens. Sie stehen für innovative und energieeffiziente Hauskonzepte. Entdecke diese Konzepte und Beispiele für Niedrigenergiehäuser und lerne Vorteile, Nachteile und Förderungen kennen.
Niedrigenergiehäuser: Das Wichtigste kurz gefasst
- Niedrigenergiehaus Definition: Der Begriff Niedrigenergiehaus ist nicht offiziell definiert.
- Niedrigenergiehaus Anforderungen: Meist werden Häuser beschrieben, deren Energiebedarf unterhalb der Grenze liegt, die der Gesetzgeber mindestens für Neubauten vorschreibt.
- Energiesparende Hauskonzepte: Anderweitig definierte, aber auch ungeschützte Hausbaukonzepte wie KfW-40-Häuser, Passivhäuser oder Nullenergiehäuser lassen sich als Niedrigenergiehaus kategorisieren.
- Niedrigenergiehaus Vor- und Nachteile: Zu den Vorteilen von Niedrigenergiehäusern zählen ein gutes Raumklima, Umweltschutz und niedrige Energiekosten.
- Niedrigenergiehaus Nachteile: Als Nachteile sind ggf. erhöhte Investitionskosten und eine durch stärkere Dämmung verringerte Raumgröße aufzuführen.
- Niedrigenergiehaus Förderung: Es gibt verschiedene Fördermodelle, um Niedrigenergiehäuser neu zu bauen oder Bestandsimmobilien dahingehend zu sanieren.
Definition eines Niedrigenergiehauses
Niedrigenergiehaus Definition: Das Wort “Niedrigenergiehaus” steht gleichbedeutend für Häuser, die besonders energieeffizient sind – meist sogar so effizient, dass sie die im Gebäudeenergiegesetz (GEG) aufgeführten Mindeststandards noch unterschreiten. Eine offizielle Definition des Begriffs gibt es jedoch nicht, und er findet weder im GEG noch bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Verwendung. Das bedeutet, dass er sich weder unter den Effizienzhäusern in der Auflistung der KfW-Kredite oder als “Niedrigenergiehaus KfW”, noch unter den Energieeffizienzklassen wiederfindet.
Für Bauherr:innen ist die Bezeichnung daher schwer greifbar. Welche Merkmale machen also im allgemeinen Verständnis ein Niedrigenergiehaus aus – ob allein oder in Kombination?
Niedrigenergiehaus Merkmale: Ein Niedrigenergiehaus…
- verfügt über eine besonders wirksame Dämmung von Dach und Fassade,
- hat isolierende, moderne Wärmeschutzfenster und -außentüren,
- nutzt eine energiesparende Heizungsanlage und
- verwendet oder gewinnt erneuerbare Energie, zum Beispiel durch eine Solaranlage.
Ein energiesparendes Haus braucht Photovoltaik, zum Beispiel Solardachziegel mit Technologie von Autarq, hier auf dem Dach eines Reihenhauses in München-Pasing. (Foto: Franz Kimmel)
Energiesparende Hauskonzepte
Andersherum gibt es unter den Hauskonzepten einige Optionen, die sich als Niedrigenergiehaus beschreiben lassen. In den folgenden Absätzen werden diese Effizienz- und weitere Hauskonzepte beleuchtet.
Das Effizienzhaus 40, 40 Plus und 55
Einordnung der Bezeichnung: Effizienzhausstufen der KfW
Energiebedarf: 25-35 kWh/m²a
Erklärung: Je kleiner die Kennzahl eines Energieeffizienzhauses, desto niedriger sein Energieverbrauch. Zu den besten Klassen gehört das Effizienzhaus 40. Sein jährlicher Primärenergiebedarf beträgt 40 % des Referenzwertes aus der Energieeinsparverordnung. Der Transmissionswärmeverlust liegt im Vergleich bei nur 55 %. Zusätzlich gibt es den Effizienzhausstandard 40 Plus, der weitere Anforderungen wie eine Photovoltaikanlage mit Stromspeicher geltend macht. Das Effizienzhaus 55 ist ebenfalls noch als Niedrigenergiehaus zu betrachten.
Beispiel: Wir haben die jungen Bauherr:innen Simon und Martina sowie ihren Architekten und Energieberater befragt, wie der Bauprozess mit erneuerbaren Energien bei ihrem Effizienzhaus ablief. Dafür produziert das Haus Strom mit erneuerbaren Energien wie einer Sole-Wasser-Wärmepumpe, einer zentralen Wohnraumlüftungsanalge mit Wärmerückgewinnung und einer Photovoltaikanlage, um die Kriterien zu erfüllen.
Die Bauherr:innen Simon und Martina haben 2021 auf erneuerbare Energien gesetzt und eine KfW Förderung für ein Niedrigenergiehaus KfW 55 bekommen. (Foto: Franziska Harrer)
Nullenergiehaus
Einordnung der Bezeichnung: Beschreibung ohne offizielle Definition
Energiebedarf: über das Jahr gerechnet durch Eigenproduktion gedeckt
Erklärung: Ein Nullenergiehaus wird beschrieben als ein Bauwerk, dessen jährlicher Durchschnittsbedarf an externer Energie durch eigenproduzierte Energie (wie etwa aus Photovoltaikanlagen) ausgeglichen wird. Dabei kann es im Sommer mitunter zu einem Produktionsüberschuss kommen, während im Winter durchaus ein Heizungsanschluss genutzt wird. Der Nullenergiehaus-Nachteil: Nicht alle Nullenergiehäuser funktionieren also voll autark.
Nullenergiehaus Vor- und Nachteile: Dieses Nullenergiehaus im niedersächsischen Adenbüttel gleicht seinen Energieverbrauch über das Jahr hinweg unter anderem durch Photovoltaik- und Solarthermieanlagen aus. Ganz autark ist es jedoch nicht. (Foto: Ludwig Gebauer, Wikimedia Commons)
Plusenergiehaus
Einordnung der Bezeichnung: Beschreibung ohne offizielle Definition
Energiebedarf: zu mehr als 100 % durch die gewonnene Energie gedeckt
Erklärung: Das Plusenergiehaus ist eine Steigerung des Nullenergiehauses, da es mehr Energie erzeugt als benötigt. Meist liegt das an einer großen PV-Anlage. Diese muss so bilanziert sein, dass sie sowohl im Sommer als auch im Winter sehr viel Energie erzeugt. Das gelingt beispielsweise mit Solardachziegeln mit Technologie von Autarq.
Bunte Nachhaltigkeit in einer Solarsiedlung in Freiburg. Das gezeigte Plusenergiehaus produziert auch durch die Aufdach-Solaranlage mehr Energie, als es verbraucht. (Foto: Andrewglaser, Wikimedia Commons)
Bio-Solarhaus
Einordnung der Bezeichnung: patentiertes Hauskonzept
Energieverbrauch: Heizenergieverbrauch von unter 25 kWh/m²a
Erklärung: Im Gegensatz zu anderen Niedrigenergiehäusern verzichtet das ökologisch korrekte Solarhaus auf eine Lüftungsanlage und wird nach dem Prinzip des Haus-in-Haus-Systems errichtet. Die innere Struktur des Hauses ist durchlässig gedämmt, während die Luft in der Zwischenschicht Luftfeuchtigkeit und Gerüche nach außen zieht. Tageslicht dient als Wärmequelle für die äußere Schicht des Gebäudes. Diese Struktur schließt das Auftreten von Schimmelbildung aus und reduziert die Heizkosten auf ein Minimum.
Welt der Wunder erzählt die Geschichte und erklärt die Funktionsweise des technikreduzierten Bio-Solarhauses. Die isolierende Luftschicht zwischen den beiden Häuserhüllen leistet dabei ganze Arbeit. (Video: Welt der Wunder, YouTube)
Passivhaus
Einordnung der Bezeichnung: unpatentiertes Hauskonzept
Energieverbrauch: Primärenergieverbrauch von maximal 60 kWh/m²a (inkl. Haushaltsstrom)
Erklärung: Niedrigenergiehaus oder Passivhaus? Entwickelt wurde das Konzept vom Passivhaus Institut. Das Passivhaus verdankt seinen Namen der Idee, dass es einen Großteil seiner benötigten Energie aus passiven Quellen wie Abwärme von elektronischen Geräten und Beleuchtung bezieht. Die Popularität hat jedoch abgenommen, da das Konzept mittlerweile vom Effizienzhaus 40 und Effizienzhaus 40 plus nahezu überholt wurde.
Passivhaus in Darmstadt. Die kompakte Bauweise trägt zu geringeren Wärmeverlusten bei. (Foto: Passivhaus Institut, Wikimedia Commons)
Holz-Lehmhaus
Einordnung der Bezeichnung: unpatentiertes Hauskonzept
Energieverbrauch: stark reduzierter Heizenergieverbrauch
Erklärung: Ein beeindruckendes Beispiel für nachhaltiges Bauen ist das Holz-Lehm-Haus, bei dem die Naturmaterialien durch geschicktes Dämmen energieeffizient verbaut werden.
Eine innovative Wand-Lehm-Heizung, bei der Heizschleifen in die Wände integriert werden, trägt beispielsweise zur Wärmeerzeugung bei. Abgesehen vom Holz-Lehm-Haus gibt es auch Strohballenhäuser, Ökohäuser oder Bio-Stroh-Lehmhäuser, die durch geringen Energieverbrauch und angenehmes Raumklima überzeugen. Diese Konzepte tragen keine geschützten Namen, haben sich aber grundsätzlich in der Branche etabliert.
Das Holz-Lehm-Haus von Ester Karl aus Ingolstadt ist ein innovatives Beispiel für ein Niedrigenergiehaus. Der Großteil des Strom für die vierköpfige Familie wird dank der Photovoltaikanlage produziert. (Foto: Ester Karl)
Autarkes Haus
Einordnung der Bezeichnung: unpatentiertes Hauskonzept
Energieverbrauch: wird ohne Anschluss an Versorgungsnetze eigenständig gedeckt
Erklärung: Unter einem autarken Haus versteht man ein Gebäude, das vollständig ohne externe Energiequellen auskommen kann. Zum Beispiel sind Almhütten nicht an das öffentliche Energieversorgungsnetz angeschlossen. Doch auch sie verbrennen zur Energieerzeugung Holz oder nutzen ein mit Treibstoff betriebenes Aggregat. Eine hundertprozentige Autarkie gibt es also so gut wie nie.
Auf den ersten Blick sieht das autarke Haus von Familie Hörmann in Bayern gar nicht ungewöhnlich aus. Durch Maßnahmen wie solare Energiegewinnung und Wasserstoffspeicher für den überschüssigen Strom gelingt der Familie jedoch ein angenehmes Leben ohne Anschluss ans Versorgungsnetz. (Video: Einfach genial, YouTube)
Niedrigenergiehaus Vor- und Nachteile
Mit einem tieferen Verständnis für die verschiedenen Konzepte der Niedrigenergiehäuser ist es nun an der Zeit, die Vor- und Nachteile dieser innovativen Bauweisen zu beleuchten. Diese Übersicht wird bei der Wahl des richtigen Niedrigenergiehaus-Konzeptes helfen.
Niedrigenergiehaus Vorteile | Niedrigenergiehaus Nachteile |
Robuste, zukunftssichere Dämmweise | Verringerte Raumgröße durch stärker gedämmte Wände |
Niedrige Heiz- & Energiekosten | Erhöhte Investitionskosten |
Unabhängige Stromgewinnung | Abhängigkeit von Wetterlage |
Gutes Raumklima | Niedrigenergiehaus: Lüften muss meist über eine Lüftungsanlage laufen |
Für den individuellen Energiebedarf passende Fördermöglichkeiten | |
Gut für die Umwelt |
Förderung von Niedrigenergiehäusern
Bedarf und Energieeffizienz Haus berechnen: Energieberater:innen erstellen ein Energie- bzw. Nachhaltigkeitskonzept für das Gebäude, um eine Förderung zu ermöglichen, und helfen bei der Beantragung (Foto: Pexels – Karolina Grabowska)
Es gibt verschiedene Förderungen der KfW für energieeffiziente Häuser, die mit spezifischen Energiestandards verbunden sind:
- Förderung klimafreundlicher Neubau – Wohngebäude:
- Summe: Kredit bis 100.000 Euro
- Voraussetzungen: Effizienzhaus-Stufe 40; beheizbar nicht über Biomasse, Öl oder Gas; Treibhausgasemissionen müssen Standard des „Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude Plus“ entsprechen.
- Förderung klimafreundlicher Neubau – Wohngebäude mit QNG:
- Summe: Kredit bis 150.000 Euro
- Voraussetzungen: Effizienzhaus-Stufe 40; beheizbar nicht über Biomasse, Öl oder Gas; muss dem Standard des „Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude Plus“ oder „Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude Premium“ entsprechen und durch ein Nachhaltigkeitszertifikat bestätigt werden
- Förderung Effizienzhaus 40 für Sanierungen oder den Kauf von frisch sanierten Effizienzhäusern 40:
- Summe: bis zu 150.000 Euro mit 25 % Tilgungszuschuss
- Voraussetzungen: Primärenergiebedarf ≤ 40 %; Transmissionswärmeverlust ≤ 55 %
- Förderung Effizienzhaus 55 für Sanierungen oder den Kauf von frisch sanierten Effizienzhäusern 55:
- Summe: bis zu 150.000 Euro mit 20 % Tilgungszuschuss
- Voraussetzungen: Primärenergiebedarf ≤ 55 %; Transmissionswärmeverlust ≤ 70 %
- Förderung erneuerbare Energien, z.B. Photovoltaik:
- Summe: Bis zu 150 Mio. Euro pro Vorhaben
- Voraussetzungen: Vorhaben darf noch nicht begonnen bzw. abgeschlossen sein
- Zuschuss Heizungsförderung für Privatpersonen – Wohngebäude:
- Summe: bis zu 70 % der förderfähigen Kosten (max. 30.000 Euro), Emissionsminderungszuschlag in Höhe von 2.500 Euro
- Voraussetzungen: nur anwendbar bei Kauf und Einbau einer neuen, klimafreundlichen Heizung