Stromcloud: Clevere Ergänzung zur PV-Anlage?

Jedes zusätzliche Solarmodul erhöht den Anteil erneuerbarer Energien, aber sorgt eine Stromcloud tatsächlich für mehr Autarkie? (andreas160578, Pixabay)

Eine Cloud ist den meisten Menschen ein Begriff: Es handelt sich um einen virtuellen Speicher, wie du ihn aus dem Internet oder von deinem Smartphone kennst. Dieses Prinzip gibt es seit einiger Zeit auch in Verbindung mit einer Solaranlage, also praktisch eine Stromspeicher-Cloud. Auf diese Art und Weise kannst du den Stromanteil, den du nicht direkt nutzen kannst, für spätere Zeiten speichern.

Stromcloud: Das Wichtigste kurz gefasst

  • In einer Stromcloud lässt sich überschüssige Energie aus einer erneuerbaren Quelle speichern.
  • Im Gegensastz zu einem klassischen, physisch vorhandenen PV-Speicher handelt es sich bei einem Cloud-Stromspeicher um ein virtuelles Prinzip: Energie wird nicht aufbewahrt, sondern eingespeist und anderen Nutzern zugänglich gemacht.
  • Die Menge des in die Solarstrom Cloud hochgeladenen Stroms wird gutgeschrieben und lässt sich bei Bedarf abrufen.
  • Es gibt je nach Anbieter unterschiedliche Strom-Cloud-Tarife, die sich etwa hinsichtlich der Verbrauchsmenge und der Größe der Solarinstallation unterscheiden.
  • Ob man eine Stromcloud für bestehende Anlagen nutzen kann, hängt vor allem vom Anbieter ab.
  • Es gibt Strom-Cloud-Anbieter für bestehende PV-Anlagen sowie solche, bei denen man die PV-Installation und / oder einen physischen Stromspeicher dazu kaufen muss.

Was ist eine Stromcloud?

Eine Stromcloud ist ein virtuelles Energiekonto: Überschüssiger Strom wird hochgeladen und von anderen Nutzern verwendet. Die jeweils gespeicherte Strommenge lässt sich dann bei Bedarf wieder abrufen.

Grundsätzlich gibt es zwei virtuelle Speichermöglichkeiten: Eine Stromcloud speichert Strom, und zwar ganz unabhängig davon, welche Anlage ihn erzeugt hat. Die Energie kann also von Photovoltaikanlagen stammen, aber auch von Windkraftanlagen oder aus Wasserkraft. Solarclouds oder Photovoltaik-Clouds dürfen hingegen per Definition nur Strom aus Solaranlagen speichern und bereitstellen. 

Darum geht es bei virtuellen Stromclouds: Am Abend oder in den Wintermonaten erzeugt deine Photovoltaik-Anlage meist wenig beziehungsweise keinen Sonnenstrom und du musst Strom von deinem lokalen Energieanbieter beziehen. Wenn hingegen überschüssiger Strom an langen Sommertagen in der Cloud gespeichert wird, lässt sich der Strom im Winter und abends von dort beziehen. Gleichzeitig unterstützt man die Energiewende. So weit die Idee, die Realität sieht etwas anders aus.

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Wie funktioniert eine Stromcloud?

Im Stromnetz herrscht ein reger Fluss. Deshalb wir Energie, die in die Stromcloud gelangt, dort nicht physisch gespeichert, sondern direkt über das Stromnetz an andere Verbraucher:innen weitergeleitet. Dabei handelt es sich um neu erzeugten Strom, der sowohl aus Erneuerbaren Energien als auch aus herkömmlichen Kraftwerken stammen kann. Rein technisch ist das also nichts anderes, als ein normaler Bezug aus dem Stromnetz. Es handelt sich also eher um eine Art Konto, auf das Strom eingezahlt und bei Bedarf wieder abgerufen wird.

Dafür gibt es verschiedene Modelle. Für eingespeisten Strom gibt es beispielsweise eine Gutschrift. Wenn später Strom aus der Solarcloud abgerufen wird, wird das von der Gutschrift abgezogen. Die meisten Solarcloud-Anbieter erstellen eine jährliche Abrechnung: Sie zahlen das nicht abgerufene Stromguthaben aus oder fordern bei Mehrverbrauch eine Nachzahlung.

Ein weiteres Modell: Man bekommt bestimmte Freimengen Strom pro Jahr passend zum voraussichtlichen Verbrauch. Wer unterhalb der Mengengrenze bleibt, auch hier eine Gutschrift. Im anderen Fall folgt eine Nachzahlung.

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Eine Stromcloud sichert die zuverlässige Versorgung mit nachhaltiger Energie.

Gut zu wissen: Noch fehlt es an weitreichenden Stromcloud-Erfahrungen. Verbraucherzentralen kritisieren teilweise intransparente Angebote und hohe Kosten.

Fest steht: Ein PV-Strom-Cloud-Speicher unterliegt keinem erhöhten Risiko für Störungen. dDie Stromnetze in Deutschland sind gut gewartet und kaum fehleranfällig, sodass man sich über die reibungslose Funktionalität von Strom-Cloud-Lösungen in der Regel keine Gedanken zu machen braucht.

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Wenn die Sonne untergeht und der Strom aus deinem eigenen Speicher nicht mehr ausreicht, bekommst du Energie aus der Stromcloud geliefert. (jplenio via Pixabay)

Vorteile einer Stromcloud

Strom Cloud ja oder nein? Bei vielen Menschen besteht der Wunsch, sich bei der Energieversorgung unabhängig von Energieunternehmen und schwankenden Preisen zu machen.

Um das zu erreichen, kann eine Strom-Cloud sinnvoll sein. Das sind ihre Vorteile:

  • Hoher Autarkiegrad: Wer mit dem Gedanken spielt, den Autarkiegrad bei der Energieversorgung mit einem Strom-Cloud-Speicher zu maximieren, kann profitieren. Selbst produzierter Solarstrom lässt sich vollumfänglich nutzen.
  • Keine oder nur geringe Kosten für eingekauften Strom: Wer einen Strom-Cloud-Tarife-Vergleich heranzieht und clever kalkuliert, reduziert die Notwendigkeit der Fremdeinspeisung auf null.
  • Hinzuverdienstmöglichkeit: Je nach Strom-Cloud-Anbieter und Tarif besteht die Möglichkeit, sich für nicht verbrauchten Reststrom auszahlen zu lassen.

Gut zu wissen: Eine Solarstrom-Cloud  ist häufig vor allem dann sinnvoll, wenn sich die Höhe deiner der Einspeisung und die Entnahmemenge auf gleichem Niveau bewegen.

Stromcloud für Bestandsanlagen

Wer bereits eine PV-Anlage betreibt und den Autarkiegrad erhöhen möchte, für den kann eine Stromcloud sinnvoll sein. Allerdings eröffnet nicht jeder Strom-Cloud-Anbieter die Möglichkeit, den Service mit einer Bestandskonfiguration zu nutzen. In der Regel bieten die Hersteller von PV-Anlagen Stromclouds an und möchten ihre Angebote mit dem virtuellen Speicher attraktiver machen.

Eine Stromcloud für bestehende Anlagen kann die Installation zusätzlicher Hardware erfordern, abhängig von der Art der Anlage. Häufig kommen somit zusätzliche finanzielle Aufwendungen auf Betreiber:innen zu. Stammen PV-Module und Stromcloud aus einer Hand, entfallen diese in vielen Fällen.

Abgesehen davon spricht im Prinzip nichts dagegen, mit einer vorhandenen PV-Anlage Mitglied einer Stromcloud zu werden. Allerdings ist eine PV-Strom-Cloud ohne Speicher nur die halbe Miete – und ein Batteriespeicher schlägt mit weiteren Kosten zu Buche, sodass zu überlegen ist, ob die Kosten inklusive Speicher sich lohnen.

Gut zu wissen: Eine Stromcloud ohne Speicher zu nutzen, ist zwar möglich, macht jedoch nicht vollständig unabhängig vom Zukauf. Während der physische Stromspeicher den Eigenverbrauch unmittelbar erhöht, stellt die Stromcloud unabhängig vom Ertrag ganzjährig Energie bereit. Sie ist damit ein Teil einer ganzheitlichen, nachhaltigen Energieversorgung.

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Was kostet eine Stromcloud im Monat?

Strom-Cloud-Kosten sind unterschiedlich, da es verschiedene Strom-Cloud-Tarife beziehungsweise Strom-Cloud-Anbieter gibt. Die Frage „Lohnt sich eine Stromcloud?“ lässt sich leider nicht pauschal beantworten. Das hängt von der Leistung der Anlage und dem Strombedarf ab. 

Während Strom-Cloud-Anbieter bis vor einiger Zeit noch mit jeweils unterschiedlichen Kostenmodellen gearbeitet haben, kristallisiert sich heute heraus, dass die meisten auf Freistrom-Kontingente setzen: Gegen Zahlung einer bestimmten Summe stehen vorgesehene Rückliefermengen zur Verfügung. Werden diese überschritten, berechnen die Anbieter weitere Lieferungen in der Regel pro Kilowattstunde. Zuvor eingespeister und nicht genutzter Strom wird rückvergütet. Die Firma Sonnen bietet zum Beispiel ein solches Modell mit der sogenannten “sonnenFlat”, ebenso die Firma SENEC mit der SENEC Cloud.

Die Tabelle zeigt die durchschnittlichen monatlichen Stromcloud-Preise für bestimmte Flatrate-Liefermengen:

1.000 kWhca. 30 Euro
2.000 kWhca. 50 Euro
3.0000 kWhca. 65 Euro
5.000 kWhca. 100 Euro
10.000ca. 200 Euro

Übrigens: Wer jetzt überlegt, eine so große PV-Anlage zu installieren, dass sich sehr viel Strom ins Netz abgeben und damit Geld verdienen lässt, muss weitere Faktoren berücksichtigen. Bei der Stromcloud kommt eventuell die PV-Steuer zum Tragen. Zwar hat die Bundesregierung Regelungen vereinfacht und Steuern erlassen – zum Beispiel die Mehrwertsteuer beim Kauf und der Installation der Anlage – trotzdem kann es sein, dass auf eingespeisten und über die Einspeisevergütung bezahlten Strom bei Überschreitung eines bestimmten Betrags Einkommenssteuer anfällt. Ob und in welcher Höhe das der Fall ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen unter anderem das Gesamteinkommen, der individuelle Steuersatz und mögliche Freibeträge.

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Blick auf ein Dach in München-Pasing, das 2023 mit Solardachziegeln gedeckt wurde: Eine Stromcloud lohnt sich vor allem dann, wenn genug überschüssiger Strom an den virtuellen Speicher abgegeben werden kann (Foto: Franz Kimmel)

Wichtig zu wissen: Es gibt PV-Cloud-Tarife, bei denen du deine Einspeisevergütung an den Cloud-Anbieter abtreten musst. Das liegt meistens daran, dass die Cloud-Anbieter diese Abtretung für ihre Kostenkalkulation nutzen.

Welche Strom Cloud Anbieter gibt es?

Ein Strom-Cloud-Anbieter-Vergleich zeigt: Es stehen unterschiedliche Ideen hinter den PV-Clouds. Manche Anbieter möchten Menschen mit ihren PV-Anlagen miteinander verbinden: Wenn möglichst viele Häuser mit PV-Anlagen sich miteinander vernetzen und den selbst produzierten Strom miteinander teilen und tauschen, könnte das Prinzip der Stromautarkie besser funktionieren. Damit dieses System auch in der dunklen Jahreszeit klappt, sollten allerdings weitere Energieformen, wie Strom aus Windkraftanlagen, hinzukommen.

Andere grenzen sich vom normalen Energieversorger dahingehend ab, dass sie nur Ökostrom-Tarife anbieten. Einige Stromcloud Anbieter beteiligen die Nutzer:innen zudem am Gewinn, der sich aus dem Betrieb der PV-Cloud ergibt. Tipp: Die meisten Betreiber bieten auf ihrer Website einen Strom-Cloud-Rechner an, mit dem sich die voraussichtlichen Gewinne bzw. Strom-Cloud-Kosten kalkulieren lassen.

Wer bietet eine Stromcloud an und wie unterscheiden sich die Konditionen? Aktuell mischen vor allem vier Anbieter in dem dynamischen Markt um die Energieverteilung via Cloud mit.

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Welcher Anbieter der richtige für dich ist, hängt auch davon ab, wie leistungsstark deine PV-Anlage ist und wie viel Energie du dementsprechend an die Stromcloud abgeben kannst. (P-association via Pixabay)

Die sonnenCommunity der Sonnen GmbH

Die Sonnen GmbH präsentiert sich als Energiegemeinschaft, wie der Name „sonnenCommunity“ schon verrät. Die „sonnenFlat“ soll Menschen mit PV-Anlage die Möglichkeit bieten, die eigenen Stromkosten zu senken. Die Stromcloud-Konditionen im Überblick: 

  • Prinzip: Solar-Community
  • Nutzung von Fremdhardware: nein
  • Abrechnungsmodell: Freistrom-Kontingent, Rückvergütung bei Nichtverbrauch
  • Grundgebühr: nein
  • Gewinnbeteiligung: ja
  • Abgabe der Einspeisevergütung: ja
  • Ausgleich von Netzschwankungen: ja
  • Kontakt: sonnenCommunity

Die Senec.Cloud der Senec GmbH

Die Senec GmbH bietet mit der „Senec.Cloud“ ein virtuelles Stromguthaben. Damit lässt sich das ganze Jahr über Solarstrom flexibel nutzen, da das Guthaben bei Bedarf abrufbar ist. Die Stromcloud-Konditionen im Überblick: 

  • Prinzip: Stromguthaben
  • Nutzung von Fremdhardware: nein
  • Abrechnungsmodell: Freistrom-Kontingent, bei Nichtverbrauch Rückvergütung der Einspeisevergütung
  • Grundgebühr: nein / Paketpreise
  • Gewinnbeteiligung: nein
  • Abgabe der Einspeisevergütung: ja
  • Ausgleich von Netzschwankungen: nein
  • Kontakt: Senec.Cloud

Das StromWallet von LichtBlick

Auch bei LichtBlick steckt der Vernetzungsgedanke aller Nutzer:innen hinter der Stromcloud. Die Stromcloud-Konditionen im Überblick: 

  • Nutzung von Fremdhardware: nein
  • Abrechnungsmodell: Freistrom-Kontingent, bei Nichtverbrauch Rückvergütung der Einspeisevergütung
  • Grundgebühr: ja: 9,99€/Monat
  • Gewinnbeteiligung: nein
  • Abgabe der Einspeisevergütung: ja / Garantie der Vergütungshöhe bei geringerem Marktpreis
  • Ausgleich von Netzschwankungen: nein
  • Kontakt: LichtBlick StromWallet

Ergänzungsstrom von Polarstern

Ein spezielles Stromcloud Angebot stammt von Polarstern: Es handelt sich hierbei nicht um eine klassische Cloud, in die PV-Anlage-Besitzer:innen Energie einspeisen. Vielmehr bietet das Unternehmen einen Ergänzungsstromtarif an, der einspringt, wenn die Sonnenenergie nicht ausreicht. Die Konditionen im Überblick: 

  • Prinzip: Stromtarif als Ergänzung zur PV-Anlage
  • Nutzung von Fremdhardware: ja
  • Abrechnungsmodell: Stromtarif inkl. Bonus auf 30 Prozent Eigenverbrauchsanteil (2,5 Cent/kWh)
  • Grundgebühr: nein
  • Gewinnbeteiligung: nein
  • Abgabe der Einspeisevergütung: nein
  • Ausgleich von Netzschwankungen: nein
  • Kontakt: Polarstern
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Bevor du dich für einen Stromcloud-Anbieter entscheidest, solltest du mehrere Angebote sorgfältig vergleichen und durchrechnen. (TheDigitalWay via Pixabay)

Tipps für die Auswahl des Stromcloud-Anbieters

Um den passenden Solarcloud-Anbieter im Vergleich zu finden, sollte man die Solarcloud Kosten genau anschauen. In manchen Fällen ist es möglich, die Stromkosten auf null zu reduzieren. Das gelingt aber nur, wenn Ertrag und Eigenverbrauch übereinstimmen. Deshalb sind Leistung und Ertrag der Anlage, Größe des Speichers und der jährliche Strombedarf die Grundlage für einen Stromcloud-Vergleich.


Darüber hinaus lohnt es sich, genau hinzuschauen, welches Modell sich lohnt. Ist eine PV-Anlage mit Speicher vorhanden, ist ein reiner Cloud-Anbieter gefragt. Auch ein Komplettpaket kann eine gute Wahl sein, vor allem, wenn man gern alles aus einer Hand erhält. Ein Preisvergleich lohnt sich aber immer. Informiere dich auch, was mit deinem Stromguthaben aus der Cloud passiert, falls du das über längere Zeit nicht abrufst, sowie über Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen.

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