PV-Scouts ermöglichen Solarberatung: Ob Eigenheimbesitzer:innen den Schritt in die Solarenergie gehen, ist nicht zuletzt eine Frage der richtigen Beratung. (Foto: WE SUM GmbH)
Photovoltaik ist eine Schlüsseltechnologie der Energiewende, doch viele Eigenheimbesitzer:innen zögern vorm ersten Schritt – oft wegen Kosten, aber auch aufgrund fehlenden Knowhows. Sogenannte PV-Scouts bieten nun eine kostenfreie Erstberatung und sollen damit den Einstieg in die Solarenergie erleichtern.
PV-Scouts: Das Wichtigste kurz gefasst
- Modell: PV-Scouts sind geschulte Privatpersonen, die ehrenamtlich und unabhängig beraten. Sie analysieren Dachpotenziale, informieren über Eigenstromnutzung, Speicherlösungen und Fördermöglichkeiten.
- Vorteile: Niedrigschwellige, kostenfreie und unabhängige Beratung ohne kommerzielle Interessen als erster Einstieg in die Photovoltaik, lokal und praxisnah.
- Aktueller Stand: Initiativen zeigen, wie lokal organisierte PV-Scouts den Zugang zur Solarenergie erleichtern.
- Qualifikation: PV-Scouts werden durch lokale Organisationen geschult und verfügen über Grundkenntnisse in Photovoltaik, wirtschaftlichen Aspekten und Förderprogrammen. PV-Scouts ersetzen dabei keine Fachberatung.
- Nächste Schritte: Kontaktaufnahme über Initiativen, Energieagenturen oder PV-Checks. Nach der Erstberatung durch PV-Scouts Angebote von Fachbetrieben einholen, Fördermöglichkeiten prüfen und die Installation mit Expert:innen planen.
Solarberatung durch PV-Scout: Warum?
Der Weg zur Energiewende ist gepflastert mit neuen Technologien und Konzepten, die für so manche Immobilieneigentümer:innen erst einmal schwer verständlich sind. Das zeigen auch die Ergebnisse des Autarq Energiewende-Report 2024: Grundlegendes Wissen über erneuerbare Energien und deren Schlüsseltechnologien wie Wärmepumpen oder Photovoltaik-Anlagen fehlen demnach vielerorts. Begriffe wie „Wärmepumpe“ sind zwar 91 Prozent der Befragten bekannt, doch nur etwa ein Drittel kann erklären, wie diese funktioniert. Ähnlich verhält es sich mit Begriffen der „gebäudeintegrierten Photovoltaik“ und „virtuellen Kraftwerken“, die zwar von vielen gehört, aber von wenigen verstanden werden.
Dieses Defizit hemmt nicht nur die Umsetzung der Energiewende, sondern auch die Chancen der Eigentümer:innen, von Förderprogrammen oder langfristigen Einsparungen zu profitieren. Knowhow ist die Voraussetzung, um Veränderungen anzustoßen – doch genau hier mangelt es an niedrigschwelligen und unabhängigen Beratungsangeboten. Die Vermittlung dieses Wissens, beispielsweise durch Initiativen wie PV-Scouts, kann dazu beitragen, Menschen den Schritt in eine nachhaltige Energiezukunft zu erleichtern und den Erfolg der Energiewende zu sichern.
PV-Beratung durch Privatpersonen: Das Modell der PV-Scouts
Auch wenn Begriffe wie „Solar-Scout“ oder „PV-Scout“ nicht geschützt sind und vereinzelt bereits von kommerziellen Anbietern genutzt werden, entstehen immer mehr gemeinnützige Initiativen, die unter diesen Bezeichnungen tätig sind. Sie verfolgen das Ziel, Eigentümer:innen den Zugang zu Photovoltaik durch persönliche und unabhängige Beratung zu erleichtern.
Solar- oder PV-Scouts sind in der Regel engagierte Privatpersonen, die eine tiefergehende Schulung im Bereich Photovoltaik absolviert haben und ihre Mitmenschen kostenfrei beraten wollen. Sie helfen dabei, grundlegendes Knowhow zu vermitteln, das Potenzial von Dachflächen zu bewerten und Hemmschwellen wie Unwissenheit oder Kostenängste abzubauen. Der Fokus liegt dabei auf einer unabhängigen Erstberatung und nicht auf kommerziellen Verkaufsinteressen. Wie sieht diese Beratung konkret aus?
Energiebündnis Bad Wurzach/Bad Waldsee e.V.
Die PV-Scouts des Energiebündnis Bad Wurzach/Bad Waldsee e.V. beraten interessierte Eigenheimbesitzer/innen hinsichtlich einer Photovoltaikanlage (Foto: Landratsamt Ravensburg)
In den Landkreisen Ravensburg und Bodensee gibt es beispielhafte Initiativen, die Eigentümer:innen dabei unterstützen, ihre Dächer in Kraftwerke zu verwandeln. Die PV-Scouts vom Energiebündnis Bad Wurzach/Bad Waldsee e.V. (eb2bw) sind Privatpersonen, die von der Energieagentur Ravensburg geschult wurden, um kostenfrei und unabhängig eine Erstberatung zur Nutzung von Solarenergie anzubieten. Das Projekt wird vom Landratsamt der Stadt unterstützt.
In der Region gibt es bereits mehrere Möglichkeiten, einen PV-Scout zu finden. Eine Möglichkeit ist, sich direkt an das Energiebündnis Bad Wurzach/Bad Waldsee e.V. (eb2bw) oder die Energieagentur Ravensburg zu wenden. Dort wird ein Kontakt zu einem geschulten PV-Scout hergestellt. Alternativ können Interessierte auch einen PV-Check durchführen, ein Verfahren, bei dem die grundsätzliche Eignung des eigenen Daches für Solarenergie geprüft wird. Im Anschluss vermittelt die Initiative ebenfalls einen PV-Scout, der die Ergebnisse erklärt und weitere Beratung anbietet.
Das Projekt zeigt, wie lokales Engagement, persönliche Beratung und die Kraft der Gemeinschaft dazu beitragen können, die Energiewende vor Ort umzusetzen und damit den Klimaschutz nachhaltig zu stärken. Es gilt jedoch: PV-Scouts ersetzen keine professionelle Planung durch Elektriker:innen oder Dachhandwerker:innen. Sie geben lediglich eine Erstberatung – ein Angebot „von Bürger:innen für Bürger:innen“. Doch wie qualifizieren sich diese?
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Wer steckt hinter den PV-Scouts und was wissen sie?
PV-Scouts als Lösung? Wie finden Immobilienbesitzer:innen die optimale PV-Lösung für ihr Gebäude – im Falle des denkmalgeschützten Amtsgerichts in Künzelsau mit Solardachziegeln? (Foto: WE SUM GmbH)
Da der Begriff der PV-Scouts nicht geschützt ist, gibt es noch keine eindeutige Antwort auf die Frage nach deren Qualifikation. Der größte gemeinsame Nenner aller bisherigen Initiativen sagt: PV-Scouts sind engagierte Bürger:innen, die durch lokale Organisationen wie Energieagenturen oder Bürgerbündnisse geschult werden. Ist das ausreichend für die komplexe Welt der Solartechnologie?
Das Wissen der PV-Scouts basiert auf Schulungen, wie sie beispielsweise von der Energieagentur Bodenseekreis angeboten werden. Diese meist eintägigen Schulungen vermitteln wichtige Grundlagen zu technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekten von Photovoltaik, wie etwa Fördermöglichkeiten oder die steuerliche Behandlung von PV-Anlagen. Zusätzlich erhalten die Teilnehmenden Informationsmaterial, das sie bei ihrer Arbeit unterstützen soll.
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PV-Scouts als Alternative zur Fachberatung?
Die Qualifikation der Scouts ist jedoch kritisch zu betrachten, da sie keine Fachleute oder zertifizierten Berater:innen sind. Obwohl die Schulungen ihnen ein solides Grundverständnis vermitteln, reicht dieses Wissen oft nur für eine erste Orientierung aus. Themen wie die detaillierte Planung oder die technische Umsetzung einer Solaranlage können sie nicht abdecken. Auch ist fraglich, inwiefern die Scouts bei komplexeren Fällen – etwa bei ungewöhnlichen Dachformen oder spezifischen Anforderungen – fundierte Einschätzungen geben können. Für solche Fragestellungen müssen sie auf professionelle Dachhandwerker:innen oder Energieberater:innen verweisen.
Persönlich, unabhängig, unkompliziert: PV-Scouts und ihre Vorteile
- Niedrigschwellige Beratung: PV-Scouts bieten eine einfache und unverbindliche Möglichkeit, erste Informationen über Photovoltaik zu erhalten. Sie helfen, Hemmschwellen wie Unwissenheit oder Unsicherheit bei der Planung zu überwinden.
- Unabhängigkeit: Die Scouts arbeiten ehrenamtlich und haben keine kommerziellen Interessen, wodurch die Beratung neutral und vertrauenswürdig ist.
- Lokale Nähe: Scouts sind oft direkt vor Ort tätig, was eine persönliche Beratung ermöglicht.
- Praxisorientierung: Viele Scouts verfügen über eigene Erfahrungen mit PV-Anlagen und können praxisnahe Tipps geben.
- Breite Themenabdeckung: Scouts informieren über Themen wie Dach-Potenziale, Eigenstromnutzung, Stromspeicherung, Förderprogramme und die Integration von E-Mobilität.
- Förderung der Energiewende: Sie tragen aktiv dazu bei, mehr Dächer für Photovoltaik zu nutzen und den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben.
- Kosteneffizienz: Die Beratung ist kostenfrei und richtet sich insbesondere an diejenigen, die sich eine umfassende Energieberatung zunächst nicht leisten können oder wollen.
- Gemeinschaftsorientiertes Modell: Das Konzept „Bürger helfen Bürgern“ fördert das lokale Engagement und stärkt die soziale Verantwortung in der Region.
Ehrenamtlich, aber nicht allwissend: PV-Scouts und ihre Nachteile
- Fehlende Standardisierung: Da der Begriff nicht geschützt ist, können die Kenntnisse und das Niveau der Beratung stark variieren. Keine einheitlichen Schulungsstandards oder Zertifizierungen gewährleisten die Qualität.
- Begrenzte Expertise: Sie können eine erste Orientierung bieten, ersetzen jedoch weder die technische Planung durch Solarteur:innen noch eine qualifizierte Energieberatung. Für detaillierte technische oder wirtschaftliche Analysen, komplexe Projekte oder rechtliche Fragestellungen sind sie nicht die richtige Anlaufstelle.
- Gefahr der Fehlberatung: Mangelnde Erfahrung oder unzureichendes Wissen könnten zu ungenauen Einschätzungen führen, was im schlimmsten Fall zu falschen Entscheidungen führen kann.
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Solarberatung: Hier finden Interessierte kostenlose und unabhängige Angebote!
Der Einstieg in die Welt der Photovoltaik wirft oft viele Fragen auf. Kostenlose und unabhängige Beratungsangebote können dabei helfen, erste Antworten zu finden und sich fundiert zu informieren. Ob durch Institutionen, Energieagenturen, das Handwerk oder digitale Plattformen – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich Unterstützung zu holen. Ein Überblick:
Institutionen – Verbraucherzentralen und Vereine
Institutionen wie Verbraucherzentralen oder gemeinnützige Vereine bieten oft kostenlose oder kostengünstige, unabhängige Beratungsangebote an. Diese Angebote umfassen häufig Informationen zu Fördermöglichkeiten, rechtlichen Rahmenbedingungen und ersten technischen Einschätzungen. Ein Beispiel sind Beratungsprogramme der Verbraucherzentrale, die deutschlandweit Energieberatungen anbieten.
- Verbraucherzentrale Energieberatung: Kostenlose Erstberatung zu Photovoltaik und Energieeffizienz.
- verbraucherzentrale-energieberatung.de
- 0800 809 802 400
- Lokale Initiativen: Viele regionale Vereine wie das Energiebündnis Bad Wurzach/Bad Waldsee e.V. bieten unabhängige Beratungen durch PV-Scouts an.
Energieagenturen
Energieagenturen sind zentrale Anlaufstellen für Fragen rund um erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Sie bieten oft umfassende Beratungsleistungen an, die von der Bewertung von Dachpotenzialen bis hin zu Hinweisen auf Förderprogramme reichen.
- Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands e.V.:
- Überblick: energieagenturen.de/
- Mitglieder: energieagenturen.de/der-ead/mitglieder/
Handwerk – Verbände und zertifizierte Betriebe
Zertifizierte Handwerksbetriebe und regionale Innungen bieten fundierte Beratungen zur technischen Umsetzung von Photovoltaikprojekten an. Hier empfiehlt es sich, Betriebe mit guten Referenzen oder Bewertungen zu wählen, um qualitativ hochwertige Unterstützung zu erhalten.
- Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH): Übersicht über regionale Handwerksbetriebe.
- Dachhandwerker:in finden: https://dachdecker.org/hausbesitzer/betriebe/
Veranstaltungen, Messen und Events
Messen und Veranstaltungen rund um das Thema erneuerbare Energien sind ideal, um Solarlösungen kennenzulernen. Auf vielen Events können auch Hausbesitzer:innen mit Anbietern und Fachleuten ins Gespräch kommen.
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Online-Magazine und Portale
Digitale Plattformen bieten eine Fülle an Informationen, die jederzeit abrufbar sind. Sie helfen, erste Fragen zu klären, und halten aktuelle Informationen zu Technologien, Förderungen und Trends bereit. Hervorzuheben ist an dieser Stelle das Autarq Magazin, das speziell auf die Energiewende und Photovoltaik ausgerichtet ist und sich zur unabhängigen Berichterstattung verpflichtet hat. Zu anderen bekannten Plattformen gehören:
- pv magazine: Internationales Fachportal mit Berichten und Analysen zur Photovoltaik.
- Website: https://www.pv-magazine.de/
- Solarserver.de: Fachportal für Solartechnik und erneuerbare Energien.
- Website: solarserver.de