Solarausbau Deutschland: Das fehlt zum Ziel

Solarpark Offingen

Der Solarpark in Offingen zählt zu den Vorbildern für den Solarausbau in Deutschland und soll 2024 um neun weitere Hektar vergrößert werden. (Foto: Andreas Gücklhorn, Unsplash)

Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland aus erneuerbaren Energien stammen – davon 215 Gigawatt aus Solarenergie. Wo stehen wir aktuell beim Solarausbau in Deutschland? Welche Fortschritte werden gemacht, und welche Herausforderungen gilt es noch zu meistern?

Solarausbau Deutschland: Das Wichtigste kurz gefasst

  • Klimaziele und Solarenergie: Bis 2030 sollen 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Energien stammen, davon 215 GW aus Solarenergie. Deutschland strebt bis 2045 Klimaneutralität an.
  • Aktueller Stand: Im Mai wurden die Ausbauziele für die Solarenergie für 2024 bereits erreicht.
  • Ausblick: Die Photovoltaik-Kapazität soll bis 2030 auf 215 GW und bis 2040 auf 400 GW steigen, mit einem jährlichen Ausbau von bis zu 22 GW ab 2026.
  • Regionale Unterschiede: Der Ausbau variiert zwischen den Bundesländern aufgrund unterschiedlicher regulatorischer Rahmenbedingungen, Wirtschaftsfaktoren und Infrastruktur.
  • Fördermaßnahmen: Die Solarpakete 1 und 2 zielen darauf ab, die Photovoltaik-Kapazitäten in Deutschland durch umfassende Fördermaßnahmen und gesetzliche Vereinfachungen erheblich zu steigern, um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen.
  • Herausforderungen: Der Ausbau steht vor Herausforderungen wie Netzausbau, Materialengpässen und bürokratischen Hürden, die noch überwunden werden müssen.

Ausbau Solarenergie Deutschland: Ziele und Maßnahmen

Die Bundesregierung hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt: Als eine der ersten Industrienationen will Deutschland bis 2045 klimaneutral sein. Besonders der Stromsektor spielt dabei eine zentrale Rolle. Bereits bis 2035 soll dieser weitgehend frei von Treibhausgas-Emissionen arbeiten. Um dieses Ziel zu erreichen, hat sich die Bundesregierung vorgenommen, bis 2030 mindestens 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs durch erneuerbare Energien zu decken. 

Infolgedessen hat die Bundesregierung die Ausbauziele für Solarenergie im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2023 deutlich erhöht. Mit dem im April 2024 verabschiedeten Solarpaket I sollen die Photovoltaik-Kapazitäten bis 2030 auf 215 Gigawatt (GW) ausgebaut werden. “Das Solarpaket beinhaltet Maßnahmen für Gewerbe und Handel, für Wohngebäude und damit für die Teilhabe von Mieterinnen und Mietern, für Balkon-Photovoltaik und für Freiflächenanlagen. An vielen weiteren Stellen werden die Regelungen zugunsten der Anlagenbetreibenden erheblich vereinfacht. Zudem ist das Solarpaket in Teilen auch ein Paket zum schnelleren Ausbau von anderen erneuerbaren Energiequellen, Netzen und Speichern (BMWK)”. Energiewirtschaftsverbände begrüßen mehrheitlich das Paket und hoffen auf weitere Maßnahmen in einem „Solarpaket II“ (Ausschuss für Klimaschutz und Energie). 

Bereits im Jahr 2023 wurden statt der ursprünglich geplanten 9 GW tatsächlich 14,6 GW neue Solaranlagen installiert – fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Die Pläne für die kommenden Jahre sehen weitere Erhöhungen vor: Für 2024 ist ein Zubau von 13 GW vorgesehen, gefolgt von 18 GW im Jahr 2025. Ab 2026 soll der jährliche Ausbau sogar auf 22 GW steigen. Der Ausbau wird dabei ausgewogen auf Freiflächenanlagen und Dachinstallationen verteilt, um sowohl die Flächeneffizienz zu maximieren als auch die Energieproduktion dezentral zu fördern.

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Wie viel Solarleistung ist in Deutschland installiert? Stand im August 2024

Um unseren gesamten Energiebedarf mit erneuerbaren Energien zu decken, ist es erforderlich, die installierte Photovoltaik-Leistung erheblich zu steigern. Das EEG 2023 sieht vor, die Photovoltaik-Kapazität bis 2030 auf 215 GWp und bis 2040 auf 400 GWp auszubauen. Der jährliche Netto-Zubau soll dabei innerhalb weniger Jahre einen Spitzenwert von 22 GWp erreichen. 

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Tatsächlicher Solarausbau in Deutschland

Deutschland hat das im Erneuerbare-Energien-Gesetz für 2024 festgelegte Ausbauziel für die Solarenergie bereits im Mai erreicht – sieben Monate früher als erwartet. Dies geht aus einer Auswertung des Marktstammdatenregisters durch den NDR hervor, in dem alle Kraftwerke in Deutschland registriert sein müssen. Laut Gesetz sollte die Solarleistung in Deutschland bis Ende 2024 bei 88 Gigawatt liegen – derzeit sind jedoch bereits mehr Kapazitäten im Marktstammdatenregister gemeldet.

Photovoltaik-Ausbau Deutschland
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Photovoltaik-Ausbau Deutschland: Der anhaltende Boom beim Solarausbau übertrifft die im EEG 2023 formulierten Ziele. (Abbildung: Autarq, Quellen: Bundesnetzagentur, Marktstammdatenregister, EEG)

Ausbau Solarenergie nach Bundesland: Stand im August 2024

Nicht alle Bundesländer verfolgen den solaren Ausbau mit gleicher Geschwindigkeit. Regulatorische Rahmenbedingungen wie Genehmigungsprozesse und lokale Vorschriften variieren und können die Umsetzung beeinflussen. Wirtschafts- und Infrastrukturbedingungen sind ebenfalls entscheidend, da gut entwickelte Netzwerke und finanzielle Anreize den Ausbau fördern. Welches Bundesland liegt aktuell vorne? 

Ausbau der Solarenergie in Deutschland
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Ausbau Solarenergie: Bayern liegt im Bundesländervergleich vorne und produziert zwischen Januar und Juli 2024 am meisten Strom. (Abbildung: Autarq, Quelle: solarbranche.de

Der Ausbau der Solarenergie zeigt in den einzelnen Bundesländern deutliche Unterschiede. Bayern führt mit weitem Abstand und über 1,09 Millionen installierten Photovoltaikanlagen zwischen 1990 und August 2024 sowie einer Gesamtleistung von 25.073,5 MW, gefolgt von Baden-Württemberg mit 741.173 Anlagen und einer Leistung von 11.733,4 MW. Nordrhein-Westfalen belegt den dritten Platz mit 810.712 PV-Anlagen und 11.324,8 MW. Am Ende der Liste finden sich Bremen und das Saarland mit lediglich 10.141 bzw. 52.105 Anlagen und Leistungen von 122,6 MW und 970,2 MW. 

Wie lassen sich die signifikanten Unterschiede erklären? Der Ausbau der Solarenergie hängt stark von den Entscheidungen der Eigentümer:innen ab. Gerade bei Dachinstallationen sind sie es, die entscheiden, ob eine Photovoltaikanlage installiert wird oder nicht. Die eigene Solaranlage auf dem Dach bleibt jedoch eine Frage der Investitionsbereitschaft und damit des Geldes. In wirtschaftlich schwächeren Bundesländern haben viele Hausbesitzer:innen schlicht nicht die finanziellen Mittel, um in Solaranlagen zu investieren. Die Kosten für die Installation sind hier eine hohe Hürde, insbesondere wenn bereits hohe Ausgaben für Dachsanierungen anstehen. Die Einführung einer Solardachpflicht, wie etwa in Hamburg, Berlin, Baden-Württemberg und ab 2025/26 in Nordrhein-Westfalen, soll den Ausbau der Solarenergie vorantreiben. Die Vorschriften verpflichten Neubauten und teilweise auch sanierte Gebäude zur Installation von Solaranlagen. Während diese Maßnahmen langfristig zur Reduktion der Stromkosten beitragen können, bleibt der Anspruch an private Investitionen hoch. 

Speicherausbau Deutschland: Die Kapazitäten steigen

Die Erträge von Wind- und Solarenergie fluktuierenden, doch um sie optimal nutzen zu können, sind zuverlässige Stromspeicher unerlässlich. Die Kapazitäten der Stromspeicher werden damit zu einer weiteren entscheidenden Kennzahl. Stromspeicher sammeln überschüssige Energie, um sie später bedarfsgerecht bereitzustellen, sei es in der Nacht oder an windstillen Tagen. Während der Ausbau von Speichern bisher vor allem durch private Haushalte vorangetrieben wurde, gibt es nun auch Pläne der Bundesregierung für den Bau von Großspeichern. Ehemalige Kohle- und Atomkraftwerkstandorte bieten dafür geeignete Bedingungen. Die nötige Infrastruktur ist hier bereits vorhanden. Der Ausbau von Stromspeichern gilt als Nadelöhr der Energiewende, da ohne ausreichende Speicherkapazität die Nutzung erneuerbarer Energien eingeschränkt bleibt. In den kommenden Jahren wird der Bedarf an Speichern weiter steigen, um die ambitionierten Ziele bis 2030 zu erreichen. Technologien wie Lithium-Ionen-Akkus und Redox-Flow-Batterien sowie Konzepte wie Power-to-X, die Strom in Wasserstoff oder Methan umwandeln, werden dabei eine zentrale Rolle spielen.

Zahlen des Marktstammdatenregisters verdeutlichen hier erneut die Rolle privater Haushalte. So verzeichnete der Heimspeichermarkt 2023 beim Ausbau von Stromspeicher-Kapazitäten ein Wachstum von über 150 Prozent. Zum Jahresende waren in Deutschland bereits 1,1 Millionen Solarstromspeicher im Einsatz, wobei fast die Hälfte im Jahr 2023 installiert wurden. Die im Jahr 2023 neu installierten Batteriespeicher haben dabei eine durchschnittliche Kapazität von 8,6 kWh. Insgesamt erreichte die kumulierte Speicherkapazität aller Heimspeicher bis Ende des Jahres 9 GWh. In den meisten Fällen erfolgt die Anbindung ans PV-System über Hybridwechselrichter, die mit einem Marktanteil von 82 Prozent den Heimspeichermarkt dominierten. Nach Berechnungen des Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg benötigt Deutschland bis 2030 mindestens 100 GWh elektrische Speicherleistung. Nach Angaben der Bundesregierung liegt der Ist-Zustand aktuell bei rund 50 GWh. Diese setzen sich aus etwa 39 GWh in Pumpspeicherkraftwerken und etwa 11 GWh in Batteriespeichern zusammen. 

Energieversorgung der Zukunft: Wie jede:r zum Solarausbau beitragen kann

Für die Energieversorgung der Zukunft sind es jedoch nicht nur Parteien, die sich Ziele setzen müssen. Auch der private Sektor spielt eine entscheidende Rolle für den Photovoltaik-Ausbau in Deutschland. Unternehmen und private Investor:innen sind nicht nur wichtige Treiber von Innovationen, sondern auch maßgebliche Kapitalgeber, die die Energiewende aktiv unterstützen. Ihre Beteiligung und Investitionen sind damit unerlässlich. Der effektivste Beitrag zur Energiewende bleibt die Installation einer Solaranlage auf dem eigenen Dach. Wer diese Möglichkeit hat, sollte sie nutzen, um Energiekosten langfristig zu senken. 

Dachsanierung finanzieren: Kluge Schritt-für-Schritt-Anleitung

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In München-Pasing wurde auf Reihenhäusern eine Solaranlage in Form von Solardachziegeln mit Technologie von Autarq installiert (Foto: WE SUM GmbH)

Wessen Budget die eigene PV-Anlage auf dem Dach nicht hergibt, hat andere Möglichkeiten, die Ausbauziele Solar Deutschland zu unterstützen. Energiegemeinschaften in Deutschland werden als Initiativen definiert, bei denen Bürger:innen, Unternehmen oder Kommunen gemeinsam Energie erzeugen, verbrauchen, speichern und verkaufen. Das Konzept der Energiegemeinschaften fördert dabei die Entstehung einer dezentralen Stromversorgung. 

Energiegemeinschaft Deutschland: Mehr als dem Nachbarn Strom verkaufen

Ein erster Schritt kann es wiederum auch sein, sich mit den Themen der Energiewende auseinanderzusetzen. Wie groß ist beispielsweise der eigene ökologische Fußabdruck? Wissen wie dieses schafft das nötige Bewusstsein für die Umweltauswirkungen des eigenen Lebensstils. Wer seinen Fußabdruck kennt, kann Verantwortung übernehmen und gezielte Maßnahmen ergreifen, um seinen Beitrag zum Klimawandel zu verringern – sei es bei Ernährung, Mobilität, Konsum oder Energieverbrauch.

Ökologischer Fußabdruck: Definition, Faktoren und Berechnung

Ist der massive Ausbau der Solarenergie in Deutschland sinnvoll?

Der massive Ausbau der Solarenergie in Deutschland ist nicht nur sinnvoll, sondern unerlässlich, um die Klimaziele zu erreichen und die Energieversorgung langfristig zu sichern. Der Weg dorthin ist jedoch mit Herausforderungen verbunden. Voraussichtlich wird der Ausbau in den kommenden Jahren weiter an Fahrt gewinnen, unterstützt durch politische Maßnahmen wie die Solarpakete 1 und 2, finanzielle Anreize und die technologische Weiterentwicklung im Bereich der Energiespeicherung. Das Bewusstsein in der Bevölkerung und bei Unternehmen, in erneuerbare Energien zu investieren und somit die Energiewende aktiv mitzugestalten, wächst. Welche Hindernisse müssen weiterhin überwunden werden? Hierzu zählen vor allem der Netzausbau und die Sicherstellung der Netzstabilität angesichts der zunehmenden Einspeisung von Solarstrom. Auch die Verfügbarkeit von Flächen für Solaranlagen, Materialengpässe und die Bewältigung bürokratischer Hürden bleiben zentrale Themen für das kommende Jahr. Nur so kann der Übergang zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Energieversorgung erfolgreich gestaltet werden.

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