Wie viel Sonne scheint im Jahresverlauf vermutlich auf dein Dach? Das lässt sich über einen regionalen Solarkataster ermitteln. (Foto: blickpixel, Pixabay)
Mit Sonnenenergie Strom erzeugen: Das liegt im Trend und immer mehr Menschen machen mit. Noch vor der Planung empfiehlt sich ein Blick in den Solarkataster der Stadt oder Gemeinde. Die interaktive Karte verrät, ob ausreichend Sonne aufs eigene Dach strahlt. So bieten Solardachkataster eine erste Orientierung für die künftige Stromgewinnung.
Solarkataster: Das Wichtigste kurz gefasst
- Definition: Ein Solarkataster ähnelt einer virtuellen Landkarte. Er zeigt die Bebauung der Stadt oder Gemeinde an und stellt dar, wie gut sich die Dächer für eine Photovoltaik-Anlage eignen.
- Grundlage: Für die Bewertung integrieren Solardachkataster verschiedene Kriterien, darunter die durchschnittliche Sonneneinstrahlung am Standort und die Ausrichtung der Dachfläche.
- Nutzung eines Solarkatasters: Nach Eingabe der Adresse ist gleich erkennbar, ob das Dach für eine Photovoltaik-Lösung infrage kommt.
- Orientierung: Die erste virtuelle Einschätzung dient als Orientierung und ersetzt nicht die individuelle Beratung durch Solarexpert:innen.
- Weitere Schritte: Für eine optimale Energieausbeute spielen weitere Faktoren wie die Dachneigung oder Verschattung eine Rolle, die auf der Sonnenkarte Deutschlands nicht ersichtlich sind.
Was sind Solarkataster und was leisten sie?
Photovoltaik (PV) nimmt eine Schlüsselrolle bei der nachhaltigen Strom- und Wärmeerzeugung ein. Bevölkerungsreiche Regionen wie zum Beispiel Nordrhein-Westfalen bieten mit einer Vielzahl von privaten und gewerblichen Dachflächen ein enormes Potenzial für die Erzeugung von Solarstrom.
Ein Solarkataster (auch Solaratlas, Solardachkataster oder Solar-Ausrichtungs-Karte) ist ein interaktives Tool, mit dem sich die Eignung einer Dachfläche für eine Solaranlage herausfinden lässt – unabhängig davon, ob Photovoltaik oder Solarthermie geplant ist. Damit sind Solarkataster eine erste Instanz, mit der Immobilienbesitzer:innen die Potenziale einer Solarlösung herausfinden.
Ein Solarkataster für Deutschland ist bislang nicht verfügbar. Allerdings stellen viele Bundesländer, Kommunen und andere Interessengemeinschaften Solarkataster kostenlos online zur Verfügung, wie etwa der Solarkataster NRW.
Als Grundlage dienen hochauflösende Laserscandaten (Luftbilder). Bei der Aufnahme werden auch Schornsteine, Fenster sowie andere nicht nutzbare Flächen abgebildet und in die Datenanalyse einbezogen. Darüber hinaus berücksichtigen viele Solarkataster die Strahlungsdaten des Deutschen Wetterdienstes, um die solare Einstrahlung und die prozentuale Verschattung zu berechnen: Je nach Wohnort unterscheiden sich die Sonneneinstrahlungsintensität und die Sonnenscheindauer. Informationen über die Statik des Daches oder den baulichen Zustand des Gebäudes liegen den Solarkatastern jedoch nicht zugrunde und fließen entsprechend nicht in die Bewertung mit ein. In Solardachkatastern ist außerdem nicht hinterlegt, ob das Gebäude möglicherweise denkmalgeschützt ist oder Bäume für Verschattung sorgen. Es ist daher sinnvoll, die Ergebnisse aus der Solar-Auswertungs-Karte etwa von Energieberater:innen erläutern zu lassen, die auch Informationen über die jeweilige Immobilie vorliegen haben.
Wie sehen Neigungswinkel und Ausrichtung des Daches aus? Diese Angaben helfen, den möglichen Solarstromertrag zu berechnen – zum Beispiel mit dem Solarkataster Rheinland-Pfalz NRW. (GLady, Pixabay)
Solarkataster der Bundesländer
Um die optimale Solar-Ausrichtung per Karte zu bestimmen, hilft der landesweite Solarkataster. Deutschland hat zahlreiche Bundesländer, die diesen Service anbieten. Lediglich Bayern, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen haben bisher keine landesweiten Solarkataster. Als Alternative bieten sich kommunale Solardachkataster an.
Gut zu wissen: Da die Datengrundlage, die Aufbereitung und die zur Verfügung stehenden Informationen je nach Bundesland beziehungsweise Stadt oder Energieanbieter variieren, gibt es teilweise große qualitative Unterschiede bei den Solarkatastern.
Solarkataster Baden-Württemberg
Anbieter:in: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
Services: Installierte Leistung bestehender PV-Dachanlagen, Stromerzeugung je Einwohner:in mit bestehenden PV-Dachanlagen, Solarpotenzial auf Dachflächen, PV-Potenziale auf Gebietsebene
Besonderheiten: Umfangreiche Hintergrundinformationen & Potenzialanalysen, umfasst auch Daten für Frei- und Sonderflächen
Link: Energieatlas BW
Solarkataster Berlin
Anbieter:in: Land Berlin
Services: Solarpotenzial auf Dachflächen, Anzeige von Ladesäulen für E-Fahrzeuge, Energieverbrauch auf Gebäudeblockebene, Standorte und Ausbaustatus von PV-Anlagen
Besonderheiten: Auswertung direkt im Portal und zum Download
Link: Energieatlas Berlin
Solarkataster Brandenburg
Anbieter:in: Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH
Services: Solarpotenzial auf Dachflächen und Freiflächen, aktueller Ausbaustand und Solarpotenziale der Kommunen
Besonderheiten: Inklusive Wertschöpfungsrechner für erneuerbare Energien
Link: Solaratlas Brandenburg
Solarkataster Bremen
Anbieter:in: Freie Hansestadt Bremen
Services: Potenzial Photovoltaik und Solarthermie auf Dachflächen, grafische Anzeige zu erwartender Sonneneinstrahlung
Besonderheiten: Umfangreiche Informationen für Einrichtung von Solarthermie- und PV-Anlagen
Link: Solarkataster Bremen
Solarkataster Hamburg
Anbieter:in: Hamburger Energiewerke
Services: Feststellung von Solarpotenzial, Anzeige individueller Faktoren wie Verschattung
Besonderheiten: Wirtschaftlichkeitsrechner
Link: Solarrechner Hamburg
Solarkataster Hessen
Anbieter:in: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen
Services: Solarenergie-Potenziale auf Dach- und Freiflächen
Besonderheiten: Wirtschaftlichkeitsanalyse, Anzeige von Luftbildern, grafische Potenzialdarstellung, Anzeige von Freiflächen
Link: Hessischer Solarkataster
Für ein Dach mit Solardachziegeln ist eine Ausrichtung nach Osten, Westen und Süden am besten. Aber auch ein nördlich ausgerichtetes Dach funktioniert bei besonders geringer Dachneigung mit Solardachziegeln. (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)
Solarkataster Nordrhein-Westfalen
Anbieter:in: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV)
Services: Solarthermie- und PV-Potenziale auf Dach- und Freiflächen
Besonderheiten: Planungshilfen, Ausbaustand und Solarpotenziale auf Verwaltungsebene, Strommarkt-Monitoring
Link: Energieatlas NRW
Solarkataster Rheinland Pfalz
Anbieter:in: Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität
Services: Solarthermie- und PV-Potenziale auf Dach- und Freiflächen, Nutzungspotenzial voraussichtlicher Sonneneinstrahlung
Besonderheiten: Kenntlichmachung von Gebäuden mit Denkmalschutz
Solarkataster Saarland
Anbieter:in: Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie
Services: Solarthermie- und PV-Potenziale auf Dach- und Freiflächen in einigen saarländischen Kommunen
Besonderheiten: Datenbestand aus dem Jahr 2008
Solarkataster Sachsen
Anbieter:in: Sächsische Energieagentur GmbH
Services: Solarthermie- und PV-Potenziale auf Dach- und Freiflächen, Wirtschaftlichkeitsrechner, Anzeige nutzbarer Sonneneinstrahlung
Besonderheiten: -
Link: Solarkataster Sachsen
Solarkataster Thüringen
Anbieter:in: Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz des Freistaats Thüringen / Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur
Services: Solarthermie- und PV-Potenziale auf Dach- und Freiflächen, Darstellung voraussichtlicher Sonneneinstrahlung
Besonderheiten: Umfangreicher Informationsbereich zu Technik, Grundlagen und Schritte zur PV-Installation
Link: Solarrechner Thüringen
Auf Flachdächern wird der Neigungswinkel über die Halterung individuell festgelegt. Bei modernen Systemen kann die Photovoltaik-Ausrichtung sogar im Tagesverlauf angepasst werden. (Solarimo via Pixabay)
Anwendungsbeispiel: So nutzt du den Solarkataster NRW
Ist ein Dach für eine Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlage bereit? Der Solarkataster NRW verrät es. Hier folgt eine Übersicht, wie die Suche erfolgt und welche Funktionen der Sonnenkataster bietet:
1. Die Website des Solarkatasters NRW bietet eine Übersichtskarte des Bundeslands, verschiedene Werkzeugleisten sowie Basic-Informationen zu den Themen Solarkataster und Sonnenenergie. Über die Werkzeugleiste lässt sich unter anderem die Karte heranzoomen, direkt darunter befindet sich das Feld für die Adresseingabe.
2. Nach Eingabe der Adresse zoomt die Karte das Gebäude automatisch heran. Anhand der Legende lässt sich die Ausrichtung der Dachflächen nachvollziehen.
3. Durch Anklicken des Standortes öffnet sich der Ertragsrechner. Je nach Gebäude ist die Auswahl und Bewertung mehrerer Dachflächen möglich.
4. Im Ertragsrechner erfolgt die Auswahl zwischen detaillierter Berechnung und Schnellberechnung. Die erste Option erfordert die Eingabe weiterer Daten wie den individuellen Stromverbrauch, die Anlagengröße, Betriebsmöglichkeiten, Finanzierung und Inbetriebnahme. Die Schnellberechnung führt direkt zur finalen Auswertung.
5. Schnellberechnung: Erforderlich sind die Angabe der Personenanzahl im Haushalt, die ungefähre Höhe des Stromverbrauchs und ob ein Stromspeicher zum Einsatz kommen soll.
6. Anhand der Neigung, der optimalen Photovoltaik-Ausrichtung der Dachfläche und weiteren Daten berechnet das System das Potenzial der Dachfläche. Die Ergebnisse des Solarkatasters NRW liefern Aussagen zur Anlagenleistung, der nutzbaren Speichergröße, dem zu erwartenden Stromertrag und dem voraussichtlichen Gewinn nach 20 Jahren.
Fragen & Antworten zu Solarkatastern
Dachausrichtung bei Solaranlagen: Was ist zu beachten?
Am höchsten ist diese Sonnenausbeute zwar bei einer Südausrichtung des Daches, doch eignet sich eine Ost-West-Ausrichtung meist besser für den Eigenverbrauch, weil hier der Strom gleichmäßiger über den Tag erzeugt wird. Die Energieproduktion entspricht so eher dem tatsächlichen Strombedarf. Zu beachten ist außerdem, dass die Solarstromerzeugung auch von der gewählten PV-Lösung abhängt. Solardachziegel machen beispielsweise die gesamte Dachfläche für die Solarstrom-Produktion nutzbar.
Welche Rolle spielt die Dachneigung?
Die optimale Dachneigung für die Stromgewinnung durch Sonnenenergie liegt bei etwa 30 bis 35 Grad. Doch auch Flachdächer eignen sich für die Errichtung einer Photovoltaik- oder Solarthermieanlage. Ihr Vorteil: Fachleute können die Neigung der Module individuell ausrichten, weil diese auf Gestellen montiert werden.
Wie funktionieren Solarkataster?
Ein Solarkataster funktioniert ähnlich wie eine digitale Landkarte. Nach Eingabe der gesuchten Adresse zeigt das Tool das entsprechende Gebäude einschließlich der umliegenden Bebauung an. Auf Grundlage der hochauflösenden Luftbilder und weiterer Datenquellen (anbieterabhängig) berechnet das System die jeweilige Dachneigung und -ausrichtung. Für eine bessere Übersicht sind die verschiedenen Dacharten (Flachdach, Schrägdach) und Dachausrichtungen (Nord, Ost, Süd, West) meist farblich gekennzeichnet. Unter Einbezug der Strahlungsdaten kann das System Informationen darüber liefern, wie ertragreich eine Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlage sein könnte.
Wie zuverlässig ist die Einordnung durch Solarkataster?
Solardachkataster sind ein praktisches Tool, um erste Informationen über die voraussichtlich optimale Photovoltaik-Ausrichtung zu erhalten. Allerdings ersetzt die modellhafte Berechnung keine individuelle Beratung von Fachleuten für Photovoltaik. Ein Solarkataster und sein integrierter Ertragsrechner sind immer nur so gut wie die jeweilige Datengrundlage. Je mehr Informationen dem System zur Verfügung stehen, desto genauer ist die Auswertung. Sind die Daten unzureichend oder veraltet, weichen auch die Ergebnisse von den realen Gegebenheiten vor Ort ab. Für Nutzer:innen ist das nicht immer erkennbar. Die empfohlene Solar-Ausrichtung der Karte bietet daher nur eine Orientierung. So können etwa Neubauten noch nicht erfasst sein oder erst kürzlich frei gewordene Flächen als bebaut angezeigt werden. In Fällen wie diesen zeigt die Sonnenkarte Deutschland gegebenenfalls zu geringe oder zu hohe Verschattungswerte an.
Wieso ist eine weitere Eignungsprüfung neben Solarkatastern sinnvoll?
Solarkataster bieten eine erste Orientierung zur Dacheignung und der voraussichtlichen Sonneneinstrahlung, ersetzen jedoch keine fachkundige Beratung. Es empfiehlt sich daher, weitere Informationen einzuholen, bevor ein Unternehmen mit der Installation beauftragt wird. Für die Auszahlung von Fördermitteln ist zudem eine Energieberatung durch zertifizierte Expert:innen Pflicht. Die Fachleute prüfen, ob das Dach alle nötigen Voraussetzungen für die Anbringung einer PV- oder Solarthermie-Anlage erfüllt, welche installierte Leistung die PV-Anlage aufweisen sollte und ob die vorhandene Elektrik dafür ausgelegt ist. Außerdem zeigen sie Möglichkeiten auf, wie der selbst produzierte Strom in Zukunft nutzbar sein kann – zum Beispiel für eine Wärmepumpe oder das Aufladen eines Elektroautos über eine eigene Wallbox.