Balkonkraftwerke: Solarstrom leicht gemacht

Balkonkraftwerke machen den Einstieg in die Welt des Solarstroms leicht – so funktionieren sie

Von Balkonkraftwerken können auch Menschen profitieren, die kein Dach für die Gewinnung von Solarenergie haben (Maryana Serdynska, istockphoto).
 

Balkonkraftwerke erfreuen sich großer Beliebtheit. Immerhin erlauben sie es auch Menschen ohne Eigenheim, von Solarstrom zu profitieren. In welchen Leistungsstufen es Balkonkraftwerke gibt, warum der Wechselrichter dabei so wichtig ist, wo Balkonkraftwerke überall befestigt werden können, wie du an Förderung dafür kommst und wo du ein Balkonkraftwerk 2024 anmelden kannst, erfährst du hier.

Balkonkraftwerke: Das Wichtigste kurz gefasst

  • Balkonkraftwerke sind kleine Stecker-Solargeräte – Mini-PV. Der Photovoltaik-Balkon erfreut sich hoher Beliebtheit.
  • Balkon-Solar gibt es auch als Komplettset inklusive Solarpanels, Wechselrichter und Kabel. So lässt sich das Balkonkraftwerk direkt in Betrieb nehmen.
  • Leistung: Balkonkraftwerke gibt es in unterschiedlichen Leistungsstufen, von 400 Watt über 1000 Watt bis hin zu 2000 Watt.
  • Wechselrichter: Er muss in Deutschland per Vorschrift auf 600 Watt gedrosselt werden. 
  • Befestigung: Balkonkraftwerke können an unterschiedlichen Stellen befestigt werden: auf dem Balkon, der Terrasse, verschiedenen Dächern oder im Garten.
  • Ertrag: Die höchsten Jahreserträge bringt ein Balkonkraftwerk laut Verbraucherzentrale mit 30 Grad Modulneigung nach Süden.
  • Förderung: Aktuell gibt es keine bundesweiten Förderprogramme für Balkonkraftwerke.
  • Sicherheit: Beim Kauf eines Balkonkraftwerks sollte darauf geachtet werden, dass die Herstellerfirmen den DGS-Sicherheitsstandard (DGS 0001:2023-01) einhalten.

Was ist ein Balkonkraftwerk?

Balkonkraftwerke sind im Grunde kleine Photovoltaikanlagen, die im Gegensatz zu ihren größeren Pendants nicht ortsfest verbaut werden müssen. Sie bestehen in der Regel aus einem oder zwei Standard-Solarmodulen mit einem Wechselrichter. Angeschlossen werden sie dann an eine Steckdose in der Nähe des Montageorts.

Der Begriff „Balkonkraftwerk“ ist in erster Linie ein Marketing-Terminus, der für Interesse sorgen soll. Tatsächlich haben die kleinen Stecker-Solargeräte, wie sie korrekt heißen, mit einem Kraftwerk nichts zu tun. Nicht einmal als Anlage kann man sie bezeichnen.

Balkonkraftwerke sind kleine Stecker-Solargeräte

Technisch betrachtet handelt es sich bei ihnen um Haushaltsgeräte, die Strom erzeugen. Dieser Strom wird direkt in den Wohnungskreislauf gegeben, wo er unmittelbar verbraucht werden kann. Weil ein Balkonkraftwerk aktuell 600 Watt Leistung nicht überschreiten darf, reicht es nicht, um autark von Stromanbietern zu leben. Dafür wäre eine echte Photovoltaikanlage mit 3.000 bis 20.000 Watt Leistung erforderlich. Es gibt politische Gedankenspiele, die Obergrenze auf 800 Watt zu erhöhen. Deshalb verkaufen laut Computerbild die meisten Anbieter bereits upgradefähige Wechselrichter, die auf 800 Watt hochgeregelt werden können, etwa per Software-Update.

Dennoch können sich die kleinen Stecker-Solargeräte auf Dauer rechnen. Und sie bringen dir natürlich den Umgang mit erneuerbaren Energien näher. Du kannst sie selbst aufbauen, selbst in Betrieb nehmen und brauchst auch kein Fachpersonal, das sie bei deinem Netzbetreiber und dem Marktstammdatenregister anmeldet. Das machst du alles selbst und online. Ebenso kannst du die Mini-Solaranlage, wenn du umziehst, abbauen und anderenorts wieder aufbauen. Spezielle Versionen der Balkonkraftwerke eignen sich auch für den Camping-Einsatz.

Wie funktionieren Balkonkraftwerke?

Ein an der Balkonbrüstung deiner Wohnung montiertes Balkonkraftwerk leitet über ein normales Stromkabel die via Solar-Panel produzierte Energie in den Stromkreis deiner Wohnung. Dort steht die Energie den nächstgelegenen Verbraucher:innen unmittelbar zur Verfügung.

Wie viel Strom dein Stecker-Solargerät liefert, kannst du ganz einfach messen, indem du ein handelsübliches Strommessgerät zwischen Stecker und Steckdose setzt. Auch die sogenannten intelligenten Steckdosen aus dem Smarthome-Sortiment können in der Regel die Einspeiseleistung messen. Achte beim Kauf ganz einfach auf dieses Feature.

So funktionieren Balkonkraftwerke
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1= Ein Stecker-Solargerät besteht aus ein bis zwei Solarmodulen. Ein Solar-Panel hat ca. 300 Watt Nennleistung, ist ca. 1 x 1,70 Meter groß und wiegt bis zu 20 kg. 2= Der Wechselrichter ist in das Solarmodul integriert oder separat befestigt. 3= Anschlusskabel 4=Funktionskontrolle 5= Sichere Befestigung (Abb.; Autarq, Quelle: Verbraucherzentrale.de)

Nicht an einer Stelle abgenommener Strom bewegt sich weiter durch deine Wohnung. Dein Stromzähler dreht sich langsamer oder – je nach Nutzung – bisweilen gar nicht. Sollten Überschüsse entstehen, werden diese zwar in das Stromnetz eingespeist, du erhältst dafür aber keine Vergütung.

Das ist einfacher, unbürokratischer, steuerlich besser und insgesamt auch billiger, weil es sich schlicht nicht lohnt, den ganzen Aufwand für die paar Kilowattstunden zu betreiben, die du eventuell ans Netz abgeben wirst.

Gibt es ein Balkonkraftwerk-Komplettset?

Balkonkraftwerk-Komplettsets sind eine einfache und effiziente Lösung zur Energiegewinnung. Angeboten werden sie beispielsweise vom Hersteller Solarway. Dieser hat Leistungsstufen von 800 bis 2000 Watt im Sortiment. Das 800-Watt-Modell bietet sich für kleinere Balkone an, teilt Solarway mit. Alle Sets beinhalten von den Solarpanels über den Wechselrichter bis hin zu den nötigen Kabeln alles, was nötig ist, um das Balkonkraftwerk direkt in Betrieb zu nehmen. Sie kosten zwischen 420 Euro (800 Watt) und 1740 Euro (2000 Watt, inklusive Speicher). 

Je nachdem, wo du vorhast, dein Balkonkraftwerk zu befestigen, gibt es unterschiedliche Halterungen: für das Flachdach, den Balkon oder ein Ziegeldach. Balkonkraftwerk-Komplettsets sind in der Regel so konzipiert, dass eine eigenhändige Installation von Menschen mit handwerklichen Grundkenntnissen einfach zu bewerkstelligen ist.

Bei einem Balkonkraftwerk-Test von RTL in Kooperation mit ExpertenTesten.de erhielt das Solakon-Paket SK-011175-OH die Note sehr gut und wurde zum Testsieger gekürt. Das Produkt überzeuge durch beeindruckende Leistung und einfache Installation, heißt es im Testfazit. Ebenfalls mit „sehr gut” schlossen das Priwatt-Paket priBasic Duo sowie die Klarbeit-Modelle 800hoy3m und 8203m und der Autark XL-Master von Offgridtec ab.

Welche Leistung bringt ein Balkonkraftwerk?

Balkonkraftwerke gibt es in unterschiedlichen Leistungsstufen.

Balkonkraftwerk 400 Watt

Den Anfang machen Balkonkraftwerke mit 400 Watt. Laut dem Blog Ecoflow ist ein Solarpanel mit 400 Watt in der Lage, zwischen 300 und 450 kWh Strom pro Jahr zu generieren. Zur Einordnung: Ein Kühl-Gefrier-Gerät verbraucht pro Jahr etwa 150 kWh.

Balkonkraftwerk 1000 Watt

Balkonkraftwerke mit 1000 Watt sind im Vergleich zu 400er-Modellen deutlich leistungsstärker. Unter optimalen Bedingungen können sie mehr als 1000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Allerdings muss man bei einem Balkonkraftwerk dieser Größenordnung berücksichtigen, dass die maximal erlaubte Leistung für Balkonkraftwerke ohne Genehmigung 600 Watt beträgt. Der Wechselrichter muss also auf 600 Watt gedrosselt werden.

Balkonkraftwerk 1200 Watt

Da der Wechselrichter bei einem Balkonkraftwerk aktuell nur maximal 600 Watt ausgeben darf, muss bei einem 1200-Watt-Modell die Leistung am Wechselrichter gedrosselt werden. Ein Balkonkraftwerk mit 1200 Watt kann sich trotzdem lohnen, da es mit mehr Solarzellen auch mehr sogenanntes Maximum Power Point Tracking (MPP-Tracking) gibt. Dieses ermittelt den optimalen Punkt zwischen maximalem Strom und maximaler Spannung. Dadurch kann jedes Solarmodul individuell gemanagt und Verluste durch die Verschattung eines Solarmoduls reduziert werden. Laut dem Onlineportal Giga bringt solch ein Modell aber nur dann dauerhaft mit Sicherheit mehr Leistung, wenn alle Module in Südrichtung und mit voller Sonnenbestrahlung ausgerichtet werden können.

Balkonkraftwerk 1500 Watt

Balkonkraftwerke mit 1500 Watt sind hauptsächlich für Balkone und Terrassen konzipiert und können auch zum Aufladen von E-Autos verwendet werden. Durch MPP-Tracking wird die Solarleistung der Solarmodule optimal genutzt, Verluste durch Verschattung oder Staub werden dadurch minimiert.

Balkonkraftwerk 1600 Watt

Balkonkraftwerke mit 1600 Watt bestehen in der Regel aus vier Solarmodulen, und nicht aus zwei, wie bei den meisten Standardausstattungen. So ist es möglich, wesentlich mehr Energie mit ihnen zu erzeugen. Der Wechselrichter ist allerdings auch bei solchen Modellen auf maximal 600 Watt zugelassen.

Balkonkraftwerk 2000 Watt

Dank des Solarpaket 1 des Deutschen Bundestages sind Solarmodule mit einer maximalen Kapazität von 2.000 Watt erlaubt. Balkonkraftwerke dürfen also eine Spitzenleistung von 2000 Watt erreichen, eure Wechselrichter dürfen aber maximal 600 Watt einspeisen. Balkonkraftwerke mit 2000 Watt eignen sich besonders in Kombination mit einem Balkonkraftwerk-Speicher. Wer die Leistungsgrenze von 2000 Watt überschreiten möchte, benötigt für Anschluss und Anmeldung der Anlage eine Elektrofachkraft.

So erzielst du hohe Jahreserträge mit deinem Balkonkraftwerk

Wichtig ist der Ort der Installation. Hohe Erträge sind dann realistisch, wenn du das Modul hoch am Haus, senkrecht an Balkon oder Wand und in Südlage ohne Schatten installierst. Die höchsten Jahreserträge bringt ein Modul laut Verbraucherzentrale mit 30 Grad Modulneigung nach Süden. Schon Bäume, Sträucher oder – erst recht – andere Häuser reduzieren die Energieausbeute. Das ist besonders bei Gartenanlagen sehr häufig der Fall. Ist der Garten wenigstens südlich ausgerichtet, kannst du immer noch mit rund 400 Kilowattstunden Energie rechnen. Im Westen oder Osten schaffst du noch maximal 300 und im Norden im Schnitt eher 200 kWh.

Wenn du das etwas genauer berechnen willst, kannst du den Stecker-Solar-Simulator der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) aus Berlin zu Rate ziehen. Der berechnet auch, wie viel Strombezug pro Jahr du tatsächlich vermeidest und wie hoch dein Grad der Selbstversorgung tatsächlich ist. Bei der Nutzung ist ebenfalls wieder Vorsicht geboten, denn bei der Amortisationsrechnung kommt es natürlich darauf an, möglichst realistische Werte anzusetzen.

So registrierst du dein Balkonkraftwerk online im Marktstammdatenregister

Auch die Politik ist sich des Potenzials von Balkonkraftwerken bewusst – und baut deshalb Bürokratie ab. Zum 1. April 2024 vereinfachte die Bundesnetzagentur die Registrierung von Balkonkraftwerken im Marktstammdatenregister. „Menschen sollen so leicht wie möglich bei der Energiewende mitmachen können. Balkonkraftwerke können nun schnell und unbürokratisch online registriert werden. Künftig müssen Betreiber neben den Angaben zu ihrer Person nur noch fünf Angaben zu ihrem Balkonkraftwerk eintragen. Vorher waren es rund 20 Angaben. Diese Vereinfachungen sind eine erhebliche Entbürokratisierung bei der Registrierung", sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, in einer Pressemitteilung. Allein im Jahr 2023 seien 300.000 Balkonkraftwerke im Marktstammdatenregister registriert worden.

Wie kannst du die Energie des Balkonkraftwerkes speichern?

Für all jene, die den überschüssigen Strom aus dem Balkonkraftwerk selber nutzen möchten, ist ein Speicher interessant. Diese sind teilweise in Balkonkraftwerksets schon mit dabei oder können auch später nachgerüstet werden. 

Um ein Balkonkraftwerk mit einem Stromspeicher zu verbinden, werden laut dem Energieunternehmen Vattenfall zwischen den Solarmodulen und dem Wechselrichter ein Laderegler und eine Batterie verbaut. Der Laderegler regelt dann, ob der erzeugte Strom zum Laden der Batterie genutzt wird oder ins Hausnetz fließt.

Wo lässt sich ein Balkonkraftwerk befestigen?

Balkonkraftwerke können an unterschiedlichen Stellen und auf unterschiedliche Weisen angebracht und befestigt werden – häufig nach dem Prinzip “Plug-in-PV”.

Balkon oder Terrasse

Die klassische Variante ist, wie der Name schon sagt, am Balkon oder der Terrasse. Meist besteht das Montagematerial aus geschienten Rahmen und Klemmen, mit denen die Module an der Brüstung fixiert werden können. Vorsicht ist geboten, je höher das auf dem Balkon hängt, da bei heftigem Wind oder Stürmen das Risiko für Mensch und Umwelt steigt. Einige Hersteller stellen deshalb für hohe Balkonhöhen separate Leichtbaumodule zur Verfügung, die helfen, das Balkonkraftwerk sicherer zu befestigen. Die meisten Balkonkraftwerke können über eine Halterung auch an einer Wandfassade befestigt werden.

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Dieses Balkonkraftwerk wurde am Balkongeländer eines Hauses in Tauberbischofsheim befestigt. (Foto: Triplec85, Wikimedia Commons)

Unterschiedliche Dächer

Balkonkraftwerke können auch auf Dächern aufgestellt werden. Auf einem Flachdach ist es wichtig, die Halterung mit ausreichend Gewicht zu stabilisieren. Wie viel dafür nötig ist, hängt vom Eigengewicht der Anlage und den regionalen Wetterbedingungen ab: In Regionen mit heftigen Winden und Stürmen sollte das Gewicht höher sein. Diese sogenannte Ballastierung hindert Solarmodule an Verschiebungen und Abhebungen. Gehwegplatten bieten sich dafür an, da sie in unterschiedlichen Größen und Gewichten erhältlich sind und sich übereinander stapeln lassen.

Laut Computerbild eignen sich auch Schrägdächer für Balkonkraftwerke, da die Module dort in einem guten Winkel in Richtung Sonne platziert werden können, was den Ertrag steigert. Einige Anbieter haben dafür Universalhalterungen mit im Paket, die zu den meisten gängigen Dacharten passen. Bei Priwatt-Sets sind etwa Dachhaken und Aluminiumschienen enthalten.

Garten

Auch der Garten eignet sich als Installationsort für Balkonkraftwerke. Beschwerbare Halterungen sind auch dort wichtig, damit die Anlage nicht vom Wind losgelöst werden kann. Einige Hersteller wie beispielsweise Priwatt bieten auch Halterungen an, die nicht fest im Boden befestigt werden müssen. So kann das Balkonkraftwerk auch ohne großen Aufwand variabel positioniert werden – je nachdem, wo im Garten die Sonneneinstrahlung gerade ideal ist.

Was solltest du vor dem Kauf eines Balkonkraftwerks wissen?

Wer ein Balkonkraftwerk kaufen und installieren möchte, sollte diese Aspekte berücksichtigen.

Welche Voraussetzungen sollten für eine Balkon-Solaranlage gegeben sein?

Echte Voraussetzungen für den Anschluss eines Balkonkraftwerks gibt es nicht. Laut dem SWR darf es bis zu einer Gesamtleistung von 800 Watt in eine normale Haushaltssteckdose eingesteckt werden. Generell ist die Einspeiseleistung so gering, dass dein Leitungssystem nicht an seine Grenzen stoßen sollte - das öffentliche Stromnetz schon mal gar nicht. Es ist also eher die Frage zu klären, ob ein Balkonkraftwerk für dich sinnvoll ist oder nicht. Sinnvoll ist jede Photovoltaik-Lösung natürlich immer nur dann, wenn die Kollektoren zuverlässig Kontakt zum Sonnenlicht erhalten.

Schattenplatz oder Südseite?

Wohnst du etwa in der ersten Etage eines Hauses mit zehn Geschossen, und sind alle Häuser um dich herum ebenso hoch, dürfte es schwer werden, eine hinreichende Solarausbeute in deine Wohnung zu lenken. Wohnst du dagegen in Südhanglage mit freiem Blick auf den Horizont, kannst du ein Balkonkraftwerk in Betracht ziehen.

Was gilt für Mietende oder Eigentümer:innen?

Mieter:innen brauchen für die Installation eines Balkonkraftwerkes die Zustimmung des Vermieters oder der Vermieterin.

Gehört dir die Wohnung, brauchst du dennoch einen Mehrheitsbeschluss der Eigentümergemeinschaft. Das Versagen der Genehmigung kannst du letztlich rechtlich prüfen lassen. Weil der Einsatz erneuerbarer Energie unter dem Druck des Klimawandels alternativlos ist, ändert sich gerade auch die Rechtsprechung diesbezüglich.

Vorgesehen ist laut Haufe.de, dass die Steckersolargeräte in die Liste der nach § 20 Abs. 2 WEG privilegierten baulichen Veränderungen aufgenommen werden, auf die Wohnungseigentümer:innen einen Anspruch haben. Im Mietrecht in § 554 Abs. 1 BGB soll die Aufzählung der baulichen Maßnahmen, auf deren Gestattung Mieter:innen einen Anspruch haben, entsprechend ergänzt werden. Die Notwendigkeit, einen Antrag auf Installation bei der Vermieter:in oder der Eigentümerversammlung zu begründen, würde damit entfallen. 

Es wird künftig also einfacher werden, Stecker-Solargeräte betreiben zu dürfen. Spätestens mit dem Inkrafttreten einer gesetzlichen Solarpflicht, wie sie die rot-gelb-grüne Bundesregierung im Koalitionsvertrag vereinbart hat, dürften Blockaden keine Erfolgsaussichten mehr haben.

Im Jahr 2021 wurden gegenüber dem Vorjahr 64 Prozent mehr Steckersolargeräte verkauft. (Quelle: Verbraucherzentrale NRW)
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Im Jahr 2021 wurden gegenüber dem Vorjahr 64 Prozent mehr Steckersolargeräte verkauft. (Abb.: Autarq, Quelle: Verbraucherzentrale NRW)

Mit Blick auf den konkreten Anschluss des Balkonkraftwerks an dein Wohnungsnetz achtest du am besten darauf, dass du ein Balkonkraftwerk 600W wählst, das den Strom über einen normalen Schuko-Stecker abgibt. Die vormals und teils noch heute eingesetzten Spezialstecker vom Typ „Wieland“ würden eine entsprechende Steckdose im Anschlussbereich deines Stecker-Solargeräts erfordern. Die hast du mit Sicherheit nicht, ein Einbau würde also zusätzliche Kosten verursachen.

Warum du pro Wohnung nur ein Balkonkraftwerk installieren solltest

Weil dein Balkonkraftwerk 600W an maximaler Leistung liefert, kommst du im Regelfall nicht ohne Zuspeisung aus. Das macht aber nichts. Die fehlende Energie wird einfach aus dem Stromnetz nachgezogen.

Wenn du jetzt allerdings auf die Idee kommst, mehrere Mini-Solaranlagen an unterschiedlichen Steckdosen deiner Wohnung anschließen zu wollen, kannst du das gleich wieder vergessen. Pro Stromkreis – typischerweise also pro Wohnung – ist nur ein Balkonkraftwerk mit einer Leistung von 600W zugelassen. Die Grenze von 600 Watt bezieht sich auf die Leistung des Wechselrichters. Der darf maximal diese Leistung an das Stromnetz abgeben. Koppelst du zwei Standard-Solarmodule mit um die 350 Watt Nennleistung pro Modul, wird über den Wechselrichter dennoch nicht mehr als 600 Watt abgegeben.

Wenn du keine Standardmodule nehmen willst, findest du im Handel auch Kollektoren in kleineren Formaten, die bis zu 150 Watt Leistung bieten. Davon könntest du etwa vier Stück hinter deinem Wechselrichter kombinieren. Normalerweise musst du dir diese Gedanken aber gar nicht machen, weil die fertig konfektionierten Angebote des Handels solche Aspekte natürlich vom Start weg berücksichtigen. Ist es möglich, zusätzliche Module anzuschließen, wird dir der gewählte Hersteller die passenden Module auch bieten.

Was ändert sich in Sachen Stromzähler mit einem Balkonkraftwerk?

Deine Stadtwerke werden nach deiner Anmeldung aller Voraussicht nach prüfen, ob dein Stromzähler für die Nutzung mit einem Balkonkraftwerk 600W geeignet ist. Sollte der Betreiber dabei feststellen, dass du noch einen alten Drehscheibenzähler hast, wird er dir einen Termin zum Austausch vorschlagen. Du erhältst dann vorzeitig eine sogenannte moderne Messeinrichtung (mME), einen elektronischen Zähler, der je nach Ausführung auch die Einspeisung ins Netz messen kann. Damit würde bei dir ein für die kommenden Jahre ohnehin geplanter Schritt lediglich vorgezogen. Gesetzlich ist über das sogenannte Smart-Meter-Rollout ein flächendeckender Austausch alter Zähler in mME vorgesehen. Der neue Zähler kostet dich übrigens nach dem Messstellenbetriebsgesetz nichts.

Mit welcher Förderung kannst du rechnen?

Kurz und knackig: mit wenig. Anders als echte Photovoltaikanlagen werden Balkonkraftwerke in der Regel nicht öffentlich gefördert. Bundesweite Förderprogramme für Balkonkraftwerke gibt es aktuell keine.

Die Bundesregierung versucht indirekt, die Menschen trotzdem zum Kauf solcher Geräte zu animieren: Seit dem 1. Januar 2023 fällt die Mehrwertsteuer auf Solaranlagen weg. Das gilt auch für Balkonkraftwerke.

Einige Kommunen, wie etwa Berlin (maximal 500 Euro pro Gerät) oder München (maximal 320 Euro für 50 Prozent der tatsächlichen Kosten), versuchen, mit eigenen Förderprogrammen den Ausbau der Photovoltaik auch im kleinen Umfang eines Balkonkraftwerks voranzutreiben.

Wie üblich sollte die Frage der Förderung geklärt werden, bevor du dir ein Gerät kaufst und installierst.

Übersicht zu den verschiedenen Förderprogrammen.

Balkonkraftwerke sind flexibel einsetzbar - und einfach zu installieren.
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Balkonkraftwerke sind flexibel einsetzbar - und einfach zu installieren. (Foto: Erdark, istockphoto)

Worauf solltest du beim Kauf eines Balkonkraftwerks achten?

Balkonkraftwerke sind sehr flexibel einsetzbar. Du brauchst im Prinzip nur einen Balkon, eine Terrasse, ein Garagendach oder ein Stück Wand, das du belegen darfst. Im Notfall kannst du dein Gerät auch im Garten aufstellen. Wichtig ist letztlich nur, dass du deine Mini-Solaranlage ohne fliegende Verlängerungskabel oder Mehrfachsteckdosen an eine fest montierte Steckdose anschließen kannst. Der Rest ist abhängig davon, wo du die beste Besonnung und die dauerhafte Sauberkeit deiner Kollektoren sicherstellen kannst.

Die Verbraucherzentrale empfiehlt beim Kauf darauf zu achten, dass die Herstellerfirmen für das Balkonkraftwerk den DGS-Sicherheitsstandard (DGS 0001:2023-01) einhalten. Voraussichtlich Mitte 2024 soll eine Produktnorm für Balkonkraftwerke vorliegen. 

Technisch gesehen ist wichtig, dass der Wechselrichter eine Konformitätserklärung gemäß VDE AR 4105 enthält. Nur dann darf er am Stromnetz betrieben werden.

Wenn du dein neues Balkonkraftwerk 600W rechtskonform und zugleich komfortabel aufstellen willst, dann achte beim Kauf darauf, dass dein neues System steckfertig ist. Musst du selbst irgendwelche Elektriker-Tätigkeiten vornehmen, und sei es nur das Anklemmen eines Steckers an offenen Kabelenden, lass lieber die Finger davon.

Eine große Marktübersicht der erhältlichen Balkonkraftwerke findest du bei der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) in Berlin.

Fazit: Lohnt sich ein Balkonkraftwerk für dich?

Die Frage, ob sich der Einsatz eines Balkonkraftwerks für dich lohnt, ist von vielen Faktoren abhängig und in jedem Fall immer nur eine Momentaufnahme. Da die Anlagen mit einer Lebensdauer von über 20 Jahren beworben werden, darfst du mit Sicherheit davon ausgehen, dass sich in dieser Zeit wesentliche Parameter ändern werden. Das kann zu einer nachträglich verbesserten, aber auch zu einer verschlechterten Wirtschaftlichkeitsrechnung führen.

Eines kann man jedoch mit Sicherheit sagen: Wenn du deinen Strom wenigstens zum Teil selbst produzierst, dann hast du auf jeden Fall welchen! Die Krisenlage, die sich 2022 durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ergeben hat, zeigt immerhin deutlich, dass die Versorgung nicht immer unbedingt sicher ist.

Das vorweg geschickt, gibt es natürlich Berechnungsparameter, die du berücksichtigen solltest. Immerhin brauchst du eine realistische Einschätzung, wozu dein Balkonkraftwerk 600W imstande sein wird. Gehen wir davon aus, dass du Standardmodule verwenden wirst, dann kannst du für die Berechnung davon ausgehen, dass pro Modul mit rund 300 Watt Leistung etwas mehr als 260 Kilowattstunden pro Jahr erzeugt werden können. Bei zwei Modulen wären das rund 530 Kilowattstunden im Jahr.

Der durchschnittliche Verbrauch einer dreiköpfigen Familie in einem Mehrfamilienhaus liegt bei 2.600 Kilowattstunden (kWh) im Jahr. Wird auch das Warmwasser elektrisch erzeugt, steigt der Verbrauch auf rund 4.000 kWh. Im besten Fall könntest du also ein Fünftel des Jahresverbrauchs über ein Balkonkraftwerk decken.

Aber Vorsicht: Diese Berechnung lässt noch vieles außer Acht. Das beginnt schon mit dem Zeitpunkt des Verbrauchs. Sicherlich benötigt die genannte Familie 2.600 kWh pro Jahr, aber nicht 24 Stunden rund um die Uhr zu gleichen Teilen. Wer etwa aufgrund von Schichtdienst oder anderen Umständen vorzugsweise seine Waschmaschine in den Abendstunden laufen lässt, wird vom Balkonkraftwerk kaum profitieren können. So ist die Anrechnung des produzierten Stroms auf deine Jahresabrechnung stark davon abhängig, ob es dir gelingt, diesen Strom zum Zeitpunkt seiner Produktion auch tatsächlich zu verbrauchen.

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