Solarenergie und ihre Kosten: Können wir uns bald alle eine Solaranlage leisten?
Die Kraft der Sonne möchten viele Menschen nutzen, um möglichst autark zu leben. Doch können sich auch alle die Kosten für Solarenergie leisten? (Chang Duong via Unsplash)
Welche Kosten kommen mit einer eigenen Solaranlage auf dich zu? Die Preisentwicklung in den vergangenen Jahren gleicht einer beispiellosen Talfahrt. Wie sich diese Dynamik klug nutzen lässt – und wann der richtige Zeitpunkt ist, um in eine Zukunft mit Solarenergie zu investieren.
Solarenergie und ihre Kosten: Welche Faktoren spielen eine Rolle?
Wie viel Anschaffung und Betrieb einer Solaranlage kosten, hängt zunächst von der Anlagenart, ihrer Größe und der Qualität der einzelnen Bestandteile ab. Bei einer gängigen Photovoltaikanlage setzen sich die Kosten aus der Anschaffung der Solarmodule, der Installation und Anbindung ans Stromnetz sowie den laufenden Kosten der Anlage zusammen. Für jeden dieser Faktoren gilt eine variable Preisrange – je nach Art der Solarmodule (die wiederum ihre Wirtschaftlichkeit beeinflussen) und ihrer Qualität inklusive Degradationsfaktor, der den Rückgang des Wirkungsgrads beschreibt. Solarmodule und der Wechselrichter stellen erfahrungsgemäß den größten Kostenfaktor bei der Anschaffung dar.
Überblick Kosten anhand eines Beispiels
Eine Solaranlage für ein Einfamilienhaus sollte 5 bis 10 kWp (Kilowatt Peak) groß sein.
Eine herkömmliche, 7 kWP leistungsstarke Photovoltaikanlage inkl. Montage und Inbetriebnahme wird in der Anschaffung mit rund 13.000 Euro kalkuliert, dazu kommen Kosten für den Netzanschluss (ca. 500 bis 1.000 Euro), jährliche Betriebskosten inkl. Wartung, Reinigung und Versicherung (etwa 2 Prozent des Kaufpreises), die jährliche Bereitstellungsgebühr für den Stromzähler (rund 40 Euro) sowie die optionalen Kosten für einen Stromspeicher (800 bis 1.800 Euro pro kWh Speicherleistung).
Verwendet man Solardachziegel, reichen bereits 50 Quadratmeter Ziegel aus, um die benötigte Leistung (entspricht 5.000 bis 5.800 Kilowattstunden Strom pro Jahr) zu erreichen.
Der Montageaufwand ist bei der Verwendung von Solardachziegeln in der Regel etwas höher, der Materialaufwand dafür niedriger. Werden die reinen Kosten für die Solardachziegel inkl. Verlegen berücksichtigt, ist der Anschaffungspreis ab 24.000 Euro zwar höher als bei herkömmlichen Photovoltaikanlagen. Dafür verringern sich andere Kosten: Die Verlegung herkömmlicher Dachziegel entfällt, zudem ist das Risiko von Sturm- und Unwetterschäden geringer – ein Dach mit Solarziegeln zeigt mehr Stabilität im Vergleich zu einer Photovoltaikanlage, die auf der Dachoberfläche aufgesetzt wird.
Fazit: Anschaffung und Pflege von Solaranlagen erscheinen zunächst zwar kostspielig. Staatliche Förderungen und die Einspeisevergütung können die finanzielle Last allerdings verringern. Zudem lohnt sich ein Blick in die Zukunft – auch finanziell: Profitabel ist die Nutzung von Solarenergie vor allem mittel- bis langfristig über die Einsparung von Strom- und Heizkosten beim Eigenverbrauch.
Solarenergie seit 2000: So haben sich die Kosten für Solaranlagen entwickelt
2021 deckte Photovoltaik mit einer Stromerzeugung von 50 TWh 8,9 Prozent des Brutto-Stromverbrauchs in Deutschland – und auch in der Zukunft wird Photovoltaik eine zentrale Rolle übernehmen. Der dafür erforderliche massive Ausbau der installierten Photovoltaik-Leistung ließ in der Vergangenheit jedoch noch auf sich warten. Ein Grund: die vergleichsweise hohen Anschaffungs- und Betriebskosten, die in den vergangenen Jahren jedoch stark zurückgingen. Wie lässt sich das erklären?
Preisentwicklung für Photovoltaikmodule seit 1980. Der Trend ist durch die Gerade dargestellt.
Credit: Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland, Harry Wirth, Fraunhofer ISE, Download von www.pv-fakten.de, Fassung vom 30.10.2022
Wie hat das EEG die Entwicklung der Kosten beeinflusst?
Seit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000 sind die Preise für Solarmodule stark gesunken – besonders jedoch in den vergangenen zehn Jahren. Sichtbar wird dies in den Kosten für einen Kilowatt Peak: 2006 lag der Preis noch bei ca. 5.000 Euro/kWp. 2022 müssen Verbraucher nur noch rund 1.400 Euro/kWp für die Anschaffung und Pflege einer vollständigen Photovoltaikanlage kalkulieren. Ähnlich entwickeln sich die Preise für Energiespeicher, die selbst produzierten, nicht verbrauchten Strom für eine spätere Verwendung speichern. Bereits jede zweite Solaranlage ist mit entsprechenden Speicherbatterien ausgestattet.
Für die Preisentwicklung bei Solaranlagen sind unter anderem maßgeblich:
Anstieg der Fertigungskapazität
Das EEG mit seiner degressiven Einspeisevergütung erhöhte auch den Druck auf Hersteller, günstigere Solarstromanlagen zu produzieren. Zugleich entwickelte sich der Weltmarkt und besonders in China stiegen die Fertigungskapazitäten, so dass unter anderem auch die europäischen Hersteller ihre Verkaufspreise nach unten hin anpassen mussten.
Skaleneffekte
Die „Economies of Scale“ beschreiben die Kostenvorteile, die einem Unternehmen durch sinkende Kosten pro hergestelltem Produkt entstehen. Diese Kosteneinsparung basiert meist auf einer zunehmend ausgefeilten und automatisierten Produktion, die zu geringeren Kosten für jedes produzierte Einzelstück führt.
Technische Innovationen
Das Verhältnis von eingesetzter zu nutzbarer Energie bedingt die Effizienz von Solaranlagen. An diesem Wirkungsgrad arbeiten Forschungsteams auf der ganzen Welt: So wurde z. B. der Einsatz von Rohstoffen minimiert, weitere Innovationen bahnen sich den Weg in die Serienproduktion – mit der Folge, dass die Preise noch weiter fallen werden.
Die Kosten für Solaranlagen sind seit 2006 drastisch gefallen. (Watt A Lot via Unsplash)
Solaranlagen und ihre Kosten: Ist Solarenergie gerade günstig oder teuer?
Lange Lieferzeiten, Inflation und allgemeine ökonomische Instabilität: Wer sich mit dem Gedanken trägt, eine Solaranlage anzuschaffen, wird mit vielen Unsicherheiten konfrontiert. Wie günstig (oder teuer) sind Montage und Betrieb – und wie verlässlich ist das finanzielle Ergebnis?
Klar ist: Die Preise für Photovoltaikanlagen sind seit 2006 um über 75 Prozent gefallen. Die jährlichen Betriebskosten sind mit ca. 1-2 Prozent der Investitionskosten vergleichsweise niedrig, die Finanzierungskosten steigen mit dem Zinsniveau.
Preisentwicklung des durchschnittlichen Endkundenpreises (Systempreis, netto) für fertig installierte Aufdachanlagen von 10 – 100 kWp Nennleistung in Deutschland.
Credit: Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland, Harry Wirth, Fraunhofer ISE, Download von www.pv-fakten.de, Fassung vom 30.10.2022
Essenziell für die Gesamtrechnung ist unter anderem die Qualität und damit auch die Lebensdauer der Solaranlage. Durch die steigenden Strompreise entwickelt sich der Gewinn aktuell zunächst nachteilig. Bei einer (durchaus realistischen) Lebensdauer von 30 Jahren ist die Solaranlage – unberücksichtigt von Ertragsschwankungen und Inflationsrate – dennoch profitabel. Besonders, wenn der Eigenverbrauch erhöht und in einen Energiespeicher investiert wird: Denn sobald die Strompreise höher sind als die erhaltene Einspeisevergütung, macht es wirtschaftlich Sinn, den produzierten Strom selbst zu verbrauchen und nicht einzuspeisen.
Für Neuanlagen sind die Aussichten noch aus einem anderen Grund besser: Ende Juli 2022 wurde die Einspeisevergütung deutlich angehoben. Photovoltaikanlagen, die ab dem 30. Juli 2022 in Betrieb genommen wurden, unterliegen bis Januar 2024 keiner monatlichen Degression mehr.
Solarenergie und ihre Kosten: Wovon sind aktuelle Preisentwicklungen abhängig?
Fertigungskapazitäten, Massenproduktion, technische Fortschritte, aber auch die sinkende Einspeisevergütung gehören zu den Faktoren, die die historische Preisentwicklung bei Photovoltaikanlagen maßgeblich beeinflussten. Doch auch aktuell gibt es Stellschrauben, die die Kosten für Anschaffung und Betrieb von Solaranlagen mindern können.
Dabei bestimmt vor allem die Nachfrage die Preispolitik, die wiederum von Förderungen angekurbelt werden kann. Die Voraussetzungen für Neuanleger sind grundsätzlich gut: Die Preise für Solarmodule und Energiespeicher sind ebenso wie die Stromgestehungskosten niedrig – letzteres soll sich einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE aus dem Jahr 2021 zufolge auch langfristig fortsetzen. Unberücksichtigt sind dabei Einflüsse wie Fertigungs- und Lieferprobleme, Weltmarktpreise für Strom und Gas, die in vielen Bereichen des täglichen Lebens bereits spürbar sind. Wer sich davon unabhängiger machen will, sollte sich um eine baldige Anschaffung bemühen.
Förderungen und Zuschüsse: Wie können die Kosten gesenkt werden?
Förderungen in Form von Zuschüssen und Krediten können helfen, die finanzielle Belastung abzumildern. Im Gegensatz zu den rückzahlungsfreien Subventionen müssen letztere natürlich zurückgezahlt werden – dennoch können sie zinsgünstig über akute Durststrecken hinweg helfen. Umweltorientierte Banken vergeben Solarkredite, Photovoltaik- bzw. PV-Kredite oder auch Ökokredite.
Einige Landesregierungen, Städte und Gemeinden vergeben auch regionale Förderungen – Beispiele hierfür sind die Programme “progres.nrw” und “Klima Plus Saar” für private Haushalte. Die KfW-Förderung für Energiesparhäuser und für Photovoltaikanlagen innerhalb der BEG-Förderung wurde im Januar 2022 gestoppt. Der finanzielle Rahmen der Förderung war der großen Zahl der Anträge nicht gewachsen. Jedoch wird von der KfW weiterhin die PV-Anlage über den zinsgünstigen Kredit namens „Erneuerbare Energien – Standard (270)" gefördert.
Was wird Solarenergie in Zukunft kosten?
Einige Gesetzesänderungen und Neuerungen, die 2023 in Kraft treten, könnten der Verbreitung von Solaranlagen einen weiteren Schub verleihen.
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Steuererleichterungen und -befreiungen
Ab dem 1. Januar 2023 wird es eine Ertragsteuerbefreiung für bestimmte Photovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern sowie eine Erweiterung der Beratungsbefugnis von Lohnsteuerhilfevereinen im Zusammenhang mit steuerbefreiten Photovoltaikanlagen geben. Für die Lieferung, den innergemeinschaftlichen Erwerb, die Einfuhr und die Installation von bestimmten Photovoltaikanlagen und Stromspeichern soll ein umsatzsteuerlicher Nullsteuersatz gelten. Betreiber von Photovoltaikanlagen werden also bei der Anschaffung der Anlage nicht mehr mit Umsatzsteuer belastet und vom Bürokratieaufwand entlastet.
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Höhere Einspeisungsvergütung durch reformiertes Erneuerbare-Energien-Gesetz
Das im Sommer 2022 verabschiedete EEG 2023 sieht unter anderem eine verbesserte Einspeisungsvergütung vor. In der EEG-Novelle ist vorgesehen, den anzulegenden Wert für Photovoltaik-Anlagen bis 10 Kilowatt Leistung auf 8,60 Cent pro Kilowattstunde, bis 40 Kilowatt auf 7,50 Cent je Kilowattstunde und bis 750 Kilowatt auf 6,20 Cent pro Kilowattstunde zu erhöhen. Die neuen Vergütungssätze gelten für Anlagen, die ab dem 1. Januar 2023 in Betrieb genommen werden.
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Weitere Förderprogramme
Auch 2023 wird es weitere Förderprogramme des Bundes, der Länder und der EU für die Anschaffung und den Betrieb von Solaranlagen geben. Besonders im Bereich der regionalen Förderungen dürften viele Programme jedoch schnell ausgeschöpft sein. Eine gute Adresse zum Recherchieren potenzieller Unterstützungen ist die Förderdatenbank des Bundes.
Kosten und Nutzen: Welchen Beitrag leistet Solarenergie langfristig zur Energiewende?
Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist eine der wichtigsten Aufgaben der heutigen Zeit. Durch den Umstieg auf erneuerbare Energien treibt jede:r Solaranlagenbetreiber:in die Energiewende aktiv voran – denn Photovoltaik ist eine der wichtigsten Säulen zur nachhaltigen Stromerzeugung. An sonnigen Tagen kann Photovoltaik zeitweise bis zu 45 Prozent (an Sonn- und Feiertagen bis zu 60 Prozent) des bundesweiten Stromverbrauchs decken!
Im Jahr 2021 deckte Photovoltaik mit einer Stromerzeugung von 50 TWh 8,9 Prozent des Brutto-Stromverbrauchs in Deutschland.
Der Beitrag, den Strom aus Photovoltaikanlagen zur Senkung des CO2-Ausstoßes leistet, kann sich sehen lassen: Im Jahr 2020 wurden so in Deutschland netto 34,9 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen vermieden.
Jede:r private Solaranlagenbetreiber:in kann dazu beitragen: Schon mit einer 10-kWp-Solaranlage lassen sich durchschnittlich 105 Schubkarren-Ladungen Kohle oder über vier Tonnen CO₂ einsparen – das entspricht sechs Flügen von Berlin nach Mallorca und zurück. Maximieren lässt sich diese Einsparung z.B. von E-Autofahrern durch das Installieren einer Wallbox – so können Eigenheimbesitzer ihren CO2-Fußabdruck um mehr als 35 Prozent reduzieren.
Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit der Anlage aus?
Für die Produktion der notwendigen Komponenten, vor allem der Solarmodule und Stromspeicher, wird elektrische Energie benötigt. Die gute Nachricht: Die aufgebrachte Energie hat sich schon nach zwei Jahren Aktivitätsdauer amortisiert. Darüber hinaus produziert eine hochwertige Solaranlage über ihre gesamte Laufzeit mittlerweile 10- bis 15-mal soviel Energie wie bei ihrer Produktion verbraucht wird.
Auch die deutsche Energiepolitik setzt mit dem EEG 2023 auf einen massiven Ausbau der Solarenergie: So sollen nach Angaben der Verbraucherzentrale in diesem Jahr sieben Gigawatt an neuer Photovoltaikanlagen-Leistung ans Netz gehen, im kommenden Jahr bereits neun Gigawatt. Ab 2026 sind 22 Gigawatt das ambitionierte Ziel.
Wann werden wir alle mit Solarenergie heizen?
Die Gewinnung von Solarenergie leistet einen wertvollen Beitrag zur Energiewende – und wird von Fördermaßnahmen wie dem EEG weiter vorangetrieben. Denn um unseren gesamten Energiebedarf aus erneuerbaren Energien zu decken, ist – neben einer Reihe weiterer Maßnahmen – auch ein massiver Ausbau der installierten Photovoltaik-Leistung notwendig.
Ist-Werte des Photovoltaik-Zubaus bis 2021, möglicher Ausbaupfad zur Erreichung der gesetzlichen Ziele.
Credit: Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland, Harry Wirth, Fraunhofer ISE, Download von www.pv-fakten.de, Fassung vom 30.10.2022
Für 100 Prozent erneuerbare Energie und Klimaneutralität braucht Deutschland bis zu 446 Gigawatt Photovoltaik. Flächen für diese enorme Steigerung der Photovoltaik-Leistung wären durchaus vorhanden – wenn sie in Kombination mit landwirtschaftlichen Flächen, künstlichen Seen, Fassaden, Parkplätzen, Straßen, Lärmschutzwänden oder auch Fahrzeugen installiert werden. Auch auf Gebäuden gibt es noch ausreichend Potenzial. Eine gute Nachricht für alle, die die Anschaffung einer Solaranlage in Betracht ziehen: Die Politik steht unter Druck, den Ausbau von Solarenergie auch für Privatpersonen zu erleichtern. Die Zukunft beinhaltet Photovoltaik – und jeder kann sie mitgestalten.