Photovoltaik-Handwerker: “Wir sind der ausführende Arm der Energiewende”

Bauunternehmer Genc Hoxha tief in Gedanken während der Solardachziegel-Montageschulung in Dietzenbach im Februar 2023. Die Zukunft der Energiewende und Photovoltaik beschäftigt den jungen Handwerker aus dem Taunus täglich (Foto: Autarq)

Genc Hoxha setzt das um, was anderswo entschieden wird: Im familieneigenen Dachdeckerbetrieb berät er Sanierende und Bauherr:innen rund um das Thema energieeffiziente Dächer – und realisiert sie dann auch. Wir wollten vom ausführenden “Organ” der Energiewende wissen, wie die „schöne neue Energiewelt“ in der Praxis funktioniert.

 


Interview mit dem Bauunternehmer Genc Hoxha

Steckbrief

Name Genc Hoxha

Alter 29

Profession 
Bauingenieur bei Bedachung Renoverta

Wohnort 
Kelkheim bei Frankfurt am Main

Credo 
Die Energiewende voranzutreiben ist wichtig, aber es braucht eine individuellere Bewertung, welche Maßnahmen umgesetzt werden sollten.

Beispiele tbd

 


Herr Hoxha, woher kam Ihr Interesse für die Arbeit mit PV-Anlagen?

Unsere gesamte Familie ist im Baubereich tätig, mein Vater leitet die Firma seit 2007. Sein Fachgebiet war die Dachdeckerei, und da war es naheliegend, dass ich mit einsteige. Die Tür stand offen (lacht). Eine Expertise im Bereich der energetischen Sanierung und Solar kam eher dazu, weil die Nachfrage so groß wurde. Häuser machen sich mehr und mehr „selbstständig“, und ich finde es toll, dass man ein Teil dieser wichtigen Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit ist.

Photovoltaik-Handwerker Hoxha setzt auf den Zusammenhalt und die Unterstützung bei der Energiewende


Welchen Beitrag leisten Sie zur Energiewende?

Wir beraten Kunden dahingehend, was wir wirtschaftlich am sinnvollsten für ihre Dächer machen können. Das beinhaltet die energetische Sanierung, Fördermaßnahmen und die generelle Erhöhung der Energieeffizienz, also wie man Dächer besser dämmen kann, den eigenen Energieverbrauch reduziert, Heizkosten senkt, und vieles mehr. Und natürlich setzen wir diese Maßnahmen auch um; wir sind sozusagen der ausführende Arm der Energiewende.

Welche Faktoren sind für Sie entscheidend, damit die Energiewende gelingt?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Wichtig ist die tatkräftige Unterstützung durch die Politik bei all den Vorgaben, die man bekommt – sei es in Form von Fördermaßnahmen oder Handlungsempfehlungen. Die letzte Zeit war für viele Menschen, gerade auch ökonomisch auf Verbraucherseite, nicht einfach. Wenn wir die Energiewende weiter vorantreiben wollen, spielt das Gefühl des Zusammenhalts und der Unterstützung daher eine besondere Rolle.

Fachbetriebe für Photovoltaikanlagen: „Verbraucher:innen müssen stärker an die Hand genommen werden“


Was halten Sie für das größte Hindernis bei der Energiewende?

Das kommt eigentlich aus der gleichen Richtung – die Kosten und Vorgaben sind teils schwer zu vereinen. Viele Kund:innen wissen auch gar nicht, wie man eine Dachsanierung effizient angeht. Man kann ja nicht nur auf dem Dach etwas machen, sondern die ganze Gebäudehülle angehen. Denken wir nur mal an Heizungen: Da konnte man es in den letzten Jahren nur „falsch“ machen. Die Verbraucher und Verbraucherinnen müssen stärker an die Hand genommen werden. Stattdessen werden Maßnahmen angeordnet, die häufig nicht zu den individuellen Bedürfnissen der Menschen passen. Eine unabhängige Beratung, die der breiten Masse zur Verfügung steht, fehlt.

Welcher Schritt war bisher der wichtigste in der Energiewende, und wie können wir dort anknüpfen?*

Ich finde es wichtig, dass es mittlerweile Richtlinien dahingehend gibt, dass eine Dachsanierung immer auch die Energieeffizienz steigern soll. Dadurch gibt es einen Mindeststandard, was zum Beispiel die Dämmung angeht, und es passt, dass jeweils auch die Fördermittel steigen, wenn die Effizienz gesteigert wird. Wenn wir es hinbekommen, das preislich noch attraktiver für die Bürgerinnen und Bürger zu gestalten und noch enger mit den individuellen Bedürfnissen abzugleichen, wäre das noch mal ein guter Schritt in die richtige Richtung. Aktuelle finanzielle Anreize wie beispielsweise die Umsatzsteuerbefreiung kommen nämlich häufig noch nicht bei Sanierenden an, wenn Preise künstlich in die Höhe getrieben werden.

Was wünschen Sie sich von Politik und Gesetzgeber?*

Unterstützung, ganz allgemein gesagt. Beratungsleistungen, eine individuelle Beurteilung der Umsetzung von Pflichten. Nicht jedes Haus in jeder Lage kann eine Solardachpflicht erfüllen. Da fehlt die Unterstützung in der Umsetzung, und die Arbeit, diese Ausnahmen zu klären, liegt auf der Seite der Verbraucher oder eben bei uns. Vor allem aber sollten wir bei den beschlossenen Maßnahmen und Zielen bleiben. Wir sehen es bei den Heizungen: Wir können es uns nicht leisten, dass Kund:innen aufwändig sanieren, und im nächsten Jahr erfahren, dass die gewählte Methode negativ bewertet wird.

Zoomen

Genc Hoxha findet es toll, ein Teil der Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit und Unabhängikeit zu sein. Das Handwerk stellt für ihn eine wichtige Schnittstelle dar, die von Politik und Gesetzgeber ruhig öfter zu Rate gezogen werden dürfte (Foto: Autarq).

Handwerk und Photovoltaik: „Ein attraktiver und zukunftssicherer Berufszweig“


Wie sieht es mit dem Nachwuchs im Handwerk aus: Besteht da gesteigertes Interesse an der Energiewende?

Der Nachwuchs hat ehrlich gesagt wenig Berührungspunkte mit dem Thema, zumindest die Kandidat:innen, die in die Dachdeckerei gehen. Ich bin 29 Jahre alt, stehe voll im Arbeitsleben und habe die Berührungspunkte deswegen auch zu Hause und im Alltag. Die Auszubildenden haben sich mit 17, 18 oder 19 Jahren aber kaum Gedanken über die energetische Zukunft und die Energiekrise gemacht. Sie verstehen, warum das ein Teil des Arbeitsalltages ist, aber das größere Bild fehlt ein wenig. Da sollte noch ein bisschen mehr Diskussion in den Schulen erfolgen, die klarmachen können, dass das in Zukunft sehr viele Jobs schaffen wird. Vielleicht wären auch Veranstaltungen sinnvoll, die in den Schulen, Ausbildungsstätten und Gemeinden auf den Markt und die Nachfrage aufmerksam machen. Wir befinden uns ja durchaus in einem attraktiven und zukunftssicheren Berufszweig. Derzeit sind es aber noch andere Berufe, die Menschen mit dem entsprechenden Interesse anlocken. Das könnte sich in Zukunft aber ändern.

Welche Herausforderungen begegnen Ihnen im Berufsalltag, zum Beispiel bei der Installation von PV-Anlagen? 

Natürlich ist nicht jedes Dach gleich, und die Installation muss in jedem Fall aufs Neue geplant und bewertet werden. Je öfter wir das als Betrieb aber durchführen, desto besser kennt man auch die Herausforderungen. Wir haben mittlerweile zum Beispiel einen sehr guten Überblick, wann und wie wir am besten an die Elektrobetriebe übergeben, damit die Installation der Anlage möglichst zügig vorangeht. Daraus hat sich sogar eine Partnerschaft ergeben, in der wir zusammen mit dem Elektrofachbetrieb die Aufträge meistern. Dadurch ist auch weiterhin gegeben, dass die Elektrik beim Elektriker bleibt und alles, was das Dach angeht, bei uns verortet ist. So entstehen deutlich weniger Fehler.

„Wir müssen dringend den Netzausbau vorantreiben“


Wie hat sich die PV-Technologie in den letzten Jahren für das Handwerk verändert und mit welchen Entwicklungen rechnen Sie in Zukunft?

Zum einen haben sich die Module natürlich stark verbessert – gerade, wenn man die jetzigen Anlagen mit denen vergleicht, die vor 20 Jahren aufs Dach gekommen sind. Der Unterschied in der Leistung ist enorm, und auch Format und Gewicht sind mittlerweile deutlich vorteilhafter. Die Hersteller machen sich zum anderen auch immer mehr Gedanken, die Montage für uns im Handwerk komfortabler und sicherer zu gestalten. Klare Handgriffe, eine sicherere Anbringung und effizientere Wartung sind Vorteile, die in der letzten Zeit hinzugekommen sind. Das bringt teilweise leider auch mit sich, dass andere Gewerke diese Eingriffe ins Dach durchführen. Um aber langfristig Qualität und Service zu garantieren, sehe ich weiter uns Dachdecker als richtige Ansprechpartner.

Was die Zukunft angeht, sehen wir bereits, dass alles elektrischer wird. Die Geräte, die man früher nur im Haus hatte, breiten sich auch auf den Außenbereich aus, ob es nun das Dach oder die Ladestation für das E-Auto ist. Da kann jederzeit auch die nächste technische Innovation hinzukommen. Wir müssen deswegen wirklich dringend den Netzausbau vorantreiben. Energiemanagementsysteme und die Optimierung des eigenen Bedarfs können im kleinen Bereich reichen, aber langfristig reichen das vorhandene Netz und die Speichermöglichkeiten für diesen neuen Bedarf nicht aus. Ich habe das Gefühl, gerade passiert alles umgekehrt. Die Energieversorger und Kommunen müssen dringend aktiv werden, sonst steht uns das nächste Problem bevor.

Die Expertise von Solar-Handwerkern wird bei “großen Entscheidungen” kaum angefragt


Wie wirken sich Vorgaben wie die Solardachpflicht beim ausführenden Gewerk der Energie aus?

Ich bin gegen den Begriff „Pflicht“. Damit setzt man den Verbraucher:innen die Pistole auf die Brust, und dieser Druck kann negative Auswirkungen haben. Die Menschen werden zögerlich, haben Angst, zu wenig oder zu viel zu machen. Man sollte sich schon frei entscheiden dürfen. Manche ältere Kund:innen sind völlig verunsichert und erzählen uns: „Eigentlich muss ich mein Dach erneuern lassen, aber bis sich eine PV-Anlage amortisiert hat, habe ich nichts mehr davon.“ Für sie lohnt sich die Anschaffung nicht, sie haben wenig von der Lebensdauer einer solchen Anlage und zahlen lieber weiter die Strompreise. Solche Fälle sollten bei der Beurteilung dieser Pflichten auch zählen. Stattdessen bleibt das individuelle Schicksal aktuell noch außen vor.

Wünschen Sie sich in diesem Zusammenhang mehr „Mitspracherecht“?

Absolut. Wir sind schließlich diejenigen, die alle Verordnungen umsetzen. Unsere Expertise wird bei diesen großen Entscheidungen aber kaum angefragt.

Andererseits bleiben beispielsweise die Anforderungen für denkmalgeschützte Gebäude enorm streng. Stellt das für Betriebe wie Ihren ein Problem dar?

Es macht unsere Arbeit schon komplizierter, da man genau das wieder herstellen muss, was vorher da war. So mussten wir in einem Projekt die exakte vorherige Dachfarbe nachbilden. Da sind Optionen wie die Solardachziegel von autarq optimal, da viele Denkmalschutzbehörden sie mittlerweile zulassen. Für uns gibt es einen klaren Lösungsweg vor, den wir unseren Kund:innen vermitteln können. Und das Dach bleibt am Ende traditionell, da wir herkömmliche Tonziegel mit integrierten Solarmodulen verbauen.

Sie haben eingangs erwähnt, dass Sie trotz des beruflichen Zusammenhangs die PV-Anlage im Eigenheim erst jetzt umsetzen. Wie kommt das?

Das ist der Zeit geschuldet (lacht). Zu Hause hat man leider immer am wenigsten Zeit übrig. Die Nachfrage nach Dachsanierungen, vor allem energetischen Sanierungen mit PV, ist einfach so hoch, dass das warten musste.


Herr Hoxha, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Interviewreihe: Schöne, neue Energiewelt

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